Gegen 8.05 Uhr fallen die Titel im vorbörslichen Handel bei Julius Bär um 2,6 Prozent auf im Mittel 87,10 Franken. Damit ziehen sie den ganzen SMI tiefer ins Minus, der um 0,5 Prozent schwächer erwartet wird.
JPMorgan gibt sich deutlich skeptisch, wenn auch nicht zur eigentlichen Auswahl des neuen CEO. Denn Laurent Freixe bringe dank knapp 4 Jahrzehnten im Konzern ein tiefes Verständnis der einzelnen Bereiche und Geschäfte von Nestlé mit. Daher werde an sich seine Ernennung begrüsst, so die Analysten. Aber auch wenn die Investoren zuletzt von der operativen Entwicklung bei Nestlé enttäuscht gewesen seien, werfe ein solch unerwarteter und rascher Chefwechsel Fragen auf - beispielsweise, was das für das laufende Geschäft bedeute.
Zudem ist für JPMorgan unklar, ob ein neuer Firmenchef wirklich das sei, was das schwächelnde Unternehmen jetzt brauche. Nach der Umsatzwarnung im Halbjahr trage der Wechsel nun eher zu einer noch höheren Unsicherheit mit Blick auf die Entwicklung im Gesamtjahr 2024 und auf 2025 bei. Bis das neue Management Klarheit über den weiteren Weg bringe, dürfte der Aktienkurs unter Druck bleiben.
Die UBS weist darauf hin, dass man nach der Entwicklung des Nahrungsmittelgiganten in den letzten zweieinhalb Jahren mit zahlreichen Negativschlagzeilen über einen Wechsel an der Spitze nicht überrascht sein dürfe. Freixe sei den Investoren gut bekannt und wurde bereits 2016 als potenzieller Nachfolger von Paul Bulcke gehandelt. Insgesamt sei seine Ernennung nun als beruhigend und als Signal zu werten, dass Nestlé zu seinen Wurzeln zurückkehre.
Dennoch gibt es natürlich einige offene Fragen, deren Beantwortung sich die UBS zumindest teilweise von der Telefonkonferenz erhofft. Zum Beispiel, wie lange der 62-jährige Freixe den CEO-Posten ausfüllen werde. Auch die Margenziele stünden wohl auf dem Prüfstand, ebenso strategische Punkte wie die Expansion ins Vitamingeschäft. Möglich sei auch ein umfassendes Restrukturierungsprogramm.
«Big Bang» und «Back to the roots» titelt Vontobel-Experte Jean-Philippe Bertschy. Er schliesst sich insgesamt seinen Analystenkollegen an. Auch wenn die Entwicklung bei Nestlé zuletzt unterdurchschnittlich gewesen sei, liege es eigentlich nicht in der Tradition von Nestlé, solch abrupte Wechsel vorzunehmen. Jedenfalls seien die Herausforderungen für den neuen Mann an der Spitze umfangreich. Radikale Änderungen erwartet Bertschy allerdings nicht. Er rechnet eher mit einer gewissen Kontinuität bei gleichzeitiger Re-Fokussierung auf die Marken und die Konsumenten. Auf jeden Fall brauche Nestlé nun Stabilität, um das Vertrauen der Investoren wieder zu erlangen.
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(AWP)