Der ehemalige Valentino-Kreativdirektor soll am 10. Juli loslegen, seine erste Kollektion soll im Oktober bei der Pariser Modewoche präsentiert werden.
Piccioli war über zwei Jahrzehnte bei Valentino tätig und prägte die Marke mit einem poetisch-romantischen Stil, oft farbenfroh und mit inklusivem Anspruch.
Seine Ästhetik dürfte näher an den Wurzeln des Gründers des Hauses liegen, der baskische Couturier Cristóbal Balenciaga (1895-1972), einst stilbildend für die moderne Silhouette.
Bekannt wurde der Italiener Piccioli auch dafür, dass er Models mit unterschiedlichen Körpern, Hautfarben und Identitäten auf den Laufsteg schickte - ein nach wie vor seltener Anblick in der Luxusmode.
Abschied vom «Memecore»?
Mit dem Personalwechsel vollzieht Balenciaga einen stilistischen Wandel. «Was ich bekomme, ist eine Marke voller Möglichkeiten, die echt faszinierend ist», sagte Piccioli.
Sein Vorgänger, der aus Georgien stammende deutsche Designer Demna, wechselte im März zu Gucci. Sowohl Balenciaga als auch Valentino gehören zum französischen Luxuskonzern Kering, der ausserdem Marken wie Gucci, Yves Saint Laurent und Bottega Veneta unter seinem Dach vereint.
Demna machte bei der Marke Vetements einst das DHL-T-Shirt zu einem Kultobjekt der Mode. Balenciaga veränderte er ab 2015 grundlegend. Seine sogenannte Memecore-Ästhetik setzte auf ironische, provokante Designs: Handtaschen in Kaffeebecherform, klobige Sneakers oder Accessoires im Stil der 80-Cent-Ikea-Tasche wurden zu popkulturellen Phänomenen - und sorgten etwa in sozialen Medien für Furore.
Doch nicht alle Schlagzeilen waren positiv - nach einer Kampagne mit Teddybären in Bondage-Outfits entschuldigte sich das Haus 2023 öffentlich.
Strategischer Wechsel
Mit dem Wechsel reagiert Kering auf die zuletzt schwache Entwicklung seiner Luxusmarken. Im ersten Quartal 2025 sank der Konzernumsatz um fast 15 Prozent, auch Balenciaga gehört zu den Häusern mit Rückgängen.
In der Branche gilt Picciolis Ernennung als strategisches Signal. «Dies ist ein neuer Moment für Mode», sagte Piccioli dem Magazin «Vogue». «Ich glaube, wir können ein neues Bild von Mode schaffen - eines, das auf Selbstbewusstsein, Menschlichkeit und Intelligenz basiert.» Zugleich betonte er den Respekt seinen Vorgängern gegenüber: «Ich will die Vergangenheit umarmen.»/scr/DP/men
(AWP)