Derweil gehen die Spekulationen über ein mögliches Eingreifen der USA in den Krieg weiter. US-Präsident Donald Trump wollte sich am frühen Donnerstagabend im «Situation Room», dem streng gesicherten Lagezentrum der Regierungszentrale in Washington, informieren lassen. Schon in den Tagen zuvor kam er dort für Beratungen mit seinem Team zusammen. Das US-Militär unterstützt Israel bei seiner Verteidigung. Bislang betont die US-Regierung aber, dass sie sich nicht an den Kämpfen zwischen Israel und dem Iran beteilige.

Die diplomatische Initiative

Bundesaussenminister Johann Wadephul bemüht sich mit seinen Kollegen aus Frankreich und Grossbritannien diplomatisch um eine Deeskalation. Gemeinsam wollen sie den iranischen Aussenminister Abbas Araghtschi an diesem Freitag zu einem Gespräch in Genf treffen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Diplomatenkreisen in Berlin erfuhr.

Der britische Aussenminister David Lammy reist direkt davor - womöglich zur Abstimmung - noch nach Washington. Lammy wollte sich heute mit seinem US-Kollegen Marco Rubio im Weissen Haus (ca. 20 Uhr MESZ) treffen. Lammy reist dann nach Genf zu dem Treffen mit den anderen Europäern.

Angriffe: Krankenhaus in Israel getroffen

Israel und der Iran setzten ihre gegenseitigen heftigen Angriffe fort. In Israel wurde nach offiziellen Angaben erstmals ein Krankenhaus im Süden des Landes getroffen. Dabei sei eine Rakete in die Soroka-Klinik in der Wüstenstadt Beerscheva eingeschlagen. Nach Angaben des Krankenhauses wurden einige Menschen leicht verletzt, es entstand erheblicher Sachschaden. Zuvor hatte das israelische Militär nach eigenen Angaben einen Schwerwasserreaktor im Iran angegriffen.

Auch in anderen Orten Israels, etwa im Grossraum Tel Aviv, gab es demnach bei der Salve von mehr als 20 Raketen mehrere Einschläge. Nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom wurden mindestens 89 Menschen verletzt. Im Grossraum Tel Aviv wurden Hochhäuser durch die Einschläge beschädigt.

Israels Luftwaffe attackierte zuvor Ziele im Iran

Zuvor hatte Israel den Schwerwasserreaktor nahe der westiranischen Stadt Arak angegriffen - eine Nuklearanlage, die als Forschungsreaktor konzipiert ist und wegen ihres Potenzials zur Produktion waffenfähigen Plutoniums lange Zeit umstritten war. Im Wiener Atomabkommen von 2015 hatte sich der Iran verpflichtet, den Reaktor nicht wie geplant in Betrieb zu nehmen.

Im Januar 2016 hatte der Iran den Reaktorkern unbrauchbar gemacht, indem er ihn mit Beton füllte. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigte, dass die Anlage inaktiv war und kein spaltbares Material enthielt. Nach dem aktuellen israelischen Luftangriff teilte die IAEA zudem mit, dass kein radioaktives Material freigesetzt wurde und keine Strahlengefahr bestehe.

Seit Mittwoch ist das Internet im Iran auf Anordnung der Behörden nahezu vollständig abgeschaltet. Millionen Iranerinnen und Iranern fehlt damit in einer kritischen Phase der Zugang zu vielen Informationen. Anders als in Israel gibt es im Iran zudem weder Warnsysteme für Luftangriffe noch Schutzbunker für die Zivilbevölkerung.

Israel will Entwicklung von Atomwaffen im Iran verhindern

Am Freitag hatte Israel einen Grossangriff auf den Iran begonnen. Seither attackieren die israelischen Streitkräfte immer wieder Ziele in der Islamischen Republik an, während die iranischen Streitkräfte ihrerseits Raketen auf die Atommacht Israel abfeuern. Nach israelischer Darstellung ist das wichtigste Ziel des Krieges, den Iran an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern und gegen das Raketenprogramm vorzugehen. Die iranische Führung hingegen dementiert seit Jahren, den Bau von Kernwaffen anzustreben - und pocht auf das Recht, Atomkraft für friedliche Zwecke zu nutzen./le/DP/stk

(AWP)