Die Produktion von Tabletten und Kapseln sowie die Verpackung von sterilen Arzneimitteln in Stein AG werde bis Ende 2027 eingestellt, teilte Novartis am Dienstag mit. Die in Stein verbleibende Produktion werde zudem vermehrt automatisiert.

In der Folge könne es zu einem Abbau von rund 550 Stellen kommen. Damit würde rund jede dritte Stelle an dem Standort wegfallen. Laut Novartis sind heute in Stein rund 1600 Mitarbeitende beschäftigt.

Alle Schritte stehen unter Konsultationsvorbehalt, erklärte Novartis. Das Unternehmen stelle Unterstützungsangebote und einen verlängerten Sozialplan bereit. Wohin die Produktion und die Verpackung verlagert wird, teilte Novartis nicht mit.

Das Unternehmen hielt aber auf Anfrage von AWP fest: «Die heutige Ankündigung steht nicht im Zusammenhang mit den Investitionen, die Novartis im April zum Ausbau der Produktionskapazitäten in den USA für den US-Markt bekannt gegeben hat.»

Automatisieren in Stein AG

Um eine wettbewerbsfähige Produktion in der Schweiz aufrechtzuerhalten, müsse sich der Konzern darauf fokussieren, in innovative Herstelltechnologien und einen hohen Grad an Automatisierung zu investieren, begründete Novartis den Schritt.

In Stein verbleibt die Herstellung von sterilen Darreichungsformen und von personalisierten Zelltherapien. Die Herstellung von Fertigspritzen oder Injektionslösungen soll aber vermehrt automatisiert erfolgen, dafür nimmt Novartis 26 Millionen Dollar in die Hand.

Investieren in Schweizerhalle BL

In die Produktion am Standort Schweizerhalle BL investiert Novartis gar 80 Millionen Dollar. Bis Ende 2028 sollen dort rund 80 neue Vollzeitstellen geschaffen werden.

Die Investition konzentriert sich auf den Ausbau der Produktion sogenannter siRNA, also sehr kleiner RNA-Moleküle. Diese seien ein «wichtiger Baustein» im Bereich Herz-Kreislauf-, Nieren- und Stoffwechselerkrankungen.

«Mit den geplanten Anpassungen entwickeln wir beide Standorte, sowohl Schweizerhalle als auch Stein, als Kompetenzzentren für innovative Produktion weiter», liess sich Steffen Lang in dem Communiqué zitieren, President Operations bei Novartis.

Unia fordert Prüfung von Alternativen

Die Gewerkschaft Unia fordert von Novartis die Prüfung von Alternativen. Das Konsultationsverfahren sei zu verlängern und dürfe nicht zu einer «Alibiübung» verkommen. Die Vorschläge der Beschäftigten seien zu nutzen und der Abbau von Hunderten von Stellen zu vermeiden.

Gleichzeitig kritisiert die Unia den Pharmakonzern: Noch vor wenigen Wochen habe dieser der Gewerkschaft gegenüber beteuert, dass keine Stellen gefährdet seien und in den Standort Stein investiert werden solle.

ra/rw

(AWP)