«Es ist Tatsache, dass amerikanische Patienten einen grossen Teil der Innovationen bezahlen», sagte Narasimhan in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung».

Hintergrund ist die Forderung von US-Präsident Donald Trump nach Preissenkungen. Anfang August hatte er unter anderem Schweizer Konzernen wie Pfizer, Roche und Novartis eine 60-Tage-Frist zur Preissenkung gesetzt. Für die Unternehmen stellt dies eine milliardenschwere Herausforderung dar. Novartis arbeite mit der Regierung zusammen und versuche, «konstruktive Lösungen zu finden, damit die Amerikaner weniger für ihre Medikamente bezahlen müssen», sagte der Konzernchef.

Schweizer Preise sind «viel zu tief»

Auf die Frage, was dies für die Schweiz bedeute, antwortete Narasimhan: «Insbesondere in der Schweiz sind die Medikamentenpreise viel zu tief.» Im Vergleich mit anderen Mitgliedsländern der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, würden sie am unteren Rand liegen.

Generell lasse sich aber nicht sagen, wie viel europäische Länder mehr bezahlen müssten. «Aber schon heute ist es etwa bei Krebsmedikamenten so, dass 30 bis 40 Prozent verspätet oder gar nicht in Europa auf den Markt kommen», sagte der Novartis-Chef. Dieser Anteil werde mit der Zeit steigen.

Komplexes US-System

Derzeit prüfe der Konzern verschiedene Mechanismen für mögliche Preissenkungen. Das US-System sei ein komplexes Konstrukt mit Zwischenhändlern und Rabatten. «Ungefähr die Hälfte unseres Bruttoumsatzes geht an diese Mittelsmänner», sagte Narasimhan. Die grösste Chance in den USA sei es, den Einfluss der Einkaufsorganisationen zu beschränken.

Die Forderung von Trump wird sich laut dem Konzernchef mittelfristig nicht auf den Ausblick von Novartis auswirken. Was Unvorhergesehenes betrifft, zeigte er sich optimistisch: «Egal, was passiert, unter der gegenwärtigen Gesetzeslage in den USA sollten sämtliche Veränderungen zu managen sein.»

(AWP)