Käufer von Barmag ist der Textilmaschinenhersteller Rieter. «Mit der verbindlichen Vereinbarung mit Rieter haben wir eine Schweizer Industrie-Lösung gefunden, die den Wert für alle Stakeholder optimiert und einen wichtigen Meilenstein bei der Umsetzung unserer Pureplay-Strategie darstellt», wird Executive Chairman Michael Suess in der Mitteilung vom Dienstag zitiert.
«Die Portfolio-Transformation von Oerlikon, die 2014 begonnen hat, ist damit abgeschlossen», ergänzt Finanzchef Markus Richter an einer Telefonkonferenz. Oerlikon sei nun agiler und näher beim Kunden. Zudem sieht Richter sowohl zahlreiche organische sowie anorganische Wachstumsmöglichkeiten.
Entschuldung hat Priorität
Rieter lässt sich die Übernahme des Chemiefasergeschäfts 713 Millionen Franken kosten, dazu kann noch eine erfolgsabhängige Zahlung von bis zu 100 Millionen bis 2028 kommen. Bewertet wird Barmag durch die Transaktion mit einem Unternehmenswert von 850 Millionen (bis zu 950 Millionen inkl. Earn-out). Der Abschluss wird im vierten Quartal 2025 erwartet.
Oerlikon will die frischen Mittel insbesondere zur Rückzahlung eines Kredits über 475 Millionen Franken verwenden. Darüber hinaus sollen die Zuflüsse für «allgemeine Unternehmenszwecke» sowie für eine «potenzielle Ausschüttung an die Aktionäre verwendet werden. »Die Entschuldung und die Stärkung unserer Bilanz haben aber Priorität«, erklärt der CFO. Mittelfristig strebe Oerlikon einen Verschuldungsfaktor von unter 2x an.
An der Börse kam der Verkauf gut an. Analysten äusserten sich überwiegend sowohl zum erzielten Wert als auch zur raschen Umsetzung der Strategie positiv. Die Aktie sprang kräftig nach oben, zeitweise um gut 25 Prozent. Am Ende schloss sie bei hohen Volumen mit einem Plus von 18,6 Prozent auf 4,012 Franken.
Quartalsergebnis wird zur Nebensache
Angesichts des Verkaufs rücken die Zahlen zum ersten Quartal in den Hintergrund. Der Umsatz, der sich nun noch aus den früheren Bereiche Surface Solutions und HRSflow zusammensetzt, sank nach dem starken Rückgang im Vorjahr noch um 3,2 Prozent auf 391 Millionen Franken. Währungsbereinigt ergab sich ein Minus von 3,7 Prozent. Der Auftragseingang hielt sich indes mit minus 1,1 Prozent auf 421 Millionen Franken fast stabil. Die Tochter Barmag wird bis zum Abschluss des Verkaufs separat als Nicht-fortgeführte Aktivität geführt.
Den Ausblick änderte Oerlikon nur minimal. Für das nach der Trennung von Barmag verbleibende Geschäft erwartet Oerlikon im laufenden Jahr beim organischen Umsatz weiterhin eine stabile Entwicklung oder allenfalls eine leichte Zunahme im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Die operative Marge soll nun bei etwa 18,5 Prozent liegen (bisher 18,5 bis 19,0 Prozent). Damit würden die zuvor von Barmag gedeckten zentralen Unternehmenskosten berücksichtigt. »Wir haben einen soliden Plan, um die Kosten an das nun kleinere Unternehme anzupassen", ergänzt CFO Richter.
Mittelfristig strebt Oerlikon weiterhin eine operative Marge von über 20 Prozent an, das organische Umsatzwachstum soll bei 4 bis 6 Prozent liegen. Mit Blick auf die Managementstruktur ändere sich aktuell für das verbleibende Geschäfts nichts. Die nächste Generation stehe aber bereit und das aktuelle Chairman-Modell dürfte spätestens im ersten Halbjahr 2027 enden, erklärt der Finanzchef.
dm/an
(AWP)