Berlin, 11. Mai (Reuters) - Die ökonomischen Folgen des von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) angekündigten bislang längsten Streiks in der aktuellen Tarifauseinandersetzung halten sich Experten zufolge in Grenzen. "Bahnstreiks strapazieren die Nerven der vielen Reisenden und sind insofern ein Ärgernis", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. "Die Häufung der Streiks kratzt auch am Image des Wirtschaftsstandorts Deutschland, der eigentlich für ein gutes Verhältnis zwischen Unternehmen und Gewerkschaften bekannt ist." Aber solange der Bahnstreik auf zwei, drei Tage beschränkt bleibe, hielten sich die wirtschaftlichen Folgen für die anderen Unternehmen in Grenzen – zumal die meisten Güter heutzutage auf der Straße transportiert würden.

Bahn-Reisende müssen sich auf den bislang längsten Streik im diesjährigen Tarifkonflikt einstellen. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will ab Sonntagabend 22.00 Uhr bis Dienstagnacht 24.00 Uhr bundesweit praktisch den gesamten Bahn-Verkehr lahmlegen, wie die EVG ankündigte. Der dritte Warnstreik in der Tarifrunde wäre damit mit 50 Stunden auch der längste. Er soll die Deutsche Bahn aber auch fast alle der rund 50 weiteren Bahn-Anbieter treffen.

"Inzwischen haben wir ja schon Erfahrung mit Bahnstreiks, sie hat uns gezeigt: Die Lieferketten halten mindestens drei Tage", sagte der Tarifexperte des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln), Hagen Lesch. "In Ausnahmefällen gibt es möglicherweise Probleme." Diese würden aber nur selten bekannt.

Bereits Ende März hatte die EVG gemeinsam mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi den Verkehr in Deutschland weitgehend lahmgelegt. Ende April legte die EVG mit einem achtstündigen Warnstreik bei den Bahnen nach. Die Gewerkschaft verhandelt für rund 230.000 Beschäftigte bei rund 50 Bahn- und Busunternehmen und pocht auf zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr. (Bericht von Rene Wagner redigiert von Sabine Wollrab - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)