Die völlige Abwesenheit der EU in der Gruppe der Top-20-Tech-Unternehmen und der Top-20-Start-ups sei bedrohlich. Das gehe zulasten von Wohlstand und geopolitischem Einfluss, so Tirole.
Im Europäischen Innovationsrat (EIC) sässen zu viele Beamte und zu wenige Wissenschaftler. Für bahnbrechende Innovationen aus Europa sollte die EU die politische Kontrolle über wissenschaftliche Entscheidungen verringern, mehr führende Wissenschaftler einbeziehen und diesen mehr Ermessensspielraum einräumen, fordern die Volkswirte in ihrem am Mittwoch in Brüssel veröffentlichten Bericht.
Bisher gebe die EU nicht nur zu wenig für Forschung und Entwicklung aus, sondern konzentriere sich zudem auf Mid-Tech-Branchen. In wachsenden Hightech-Branchen wie der digitalen Wirtschaft dagegen werde Europa «immer weiter abgehängt», sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Mehr Geld könnte durch die Umverteilung eines Grossteils des Budgets des Europäischen Innovations- und Technologieinstituts (EIT) zur Verfügung gestellt werden - das habe bisher offenbar nur wenig erreicht, kritisierten die Ökonomen. Im Vergleich zu den USA seien «die Bewerbungs- und Auswahlverfahren in der EU extrem bürokratisch und unterliegen einem starren, komplizierten Regelwerk.»
Um die Wettbewerbsfähigkeit der EU zu verbessern, müsse sie ihre Forschungspolitik stärker auf bahnbrechende Innovationen konzentrieren, sagte Fuest. Der Bericht «EU Innovation Policy - How to Escape the Middle Technology Trap?» wurde unter der Leitung von Tirole, Fuest und dem Mailänder Wirtschaftswissenschaftler Daniel Gros erstellt. /rol/DP/stw
(AWP)