Einschätzungen von Experten zu der Kehrtwende im Handelsstreit:
Bernd Weidensteiner, Analyst bei der Commerzbank:
«Die Vereinbarung vom Wochenende ist (...) ein wichtiger Schritt zu einer Deeskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China. Die Frage ist aber, ob es gelingt, in den nächsten 90 Tagen bei den Verhandlungen über Details ausreichend Fortschritte zu erzielen. Schliesslich hält die US-Regierung an ihrem Ziel einer ausgeglicheneren Handelsbilanz mit China fest. Die Verhandlungen über den 'Phase-1-Deal' in der ersten Amtszeit Trumps haben fast anderthalb Jahre in Anspruch genommen; eine Frist von 90 Tagen erscheint daher sehr ambitioniert. Ausserdem zeigen die Erfahrungen mit 'Phase 1', dass auch ein erfolgreich verhandelter und unterschriebener Vertrag nicht unbedingt bedeutet, dass die darin festgehaltenen Ziele erreicht werden.»
Tobias Basse, Analyst bei der Landesbank NordLB:
«Dieses Signal ist sehr erfreulich für die Weltwirtschaft. Zudem wird von den zwei Ländern ein neuer 'Mechanismus' für Beratungen über Handels- und Wirtschaftsfragen geschaffen, der in den kommenden Monaten langfristig tragfähige Lösungsansätze erarbeiten soll. Die Führungsrolle bei den Diskussionen übernehmen der US-Finanzminister Scott Bessent und der chinesische Vize-Ministerpräsident He Lifeng. Offenkundig sind sich beide Seiten darüber einig, sich ökonomisch nicht voneinander lösen zu wollen.»
Lynn Song, Chefvolkswirt China bei der ING Bank:
«Obwohl die Deeskalation des Handelskriegs beiden Volkswirtschaften zugutekommt, dürfte die Einigung, die die Zölle ohne Zugeständnisse deutlich senkt, vor allem als Sieg für China gewertet werden. China hatte im Vorfeld der Verhandlungen eine Senkung der Zölle gefordert, was nun erreicht zu sein scheint. Die Reaktion Chinas auf die Eskalation im April hat gezeigt, dass das Land bereit ist, wenn nötig einen längeren Härtetest zu bestehen.»
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(AWP)