Einschätzungen von Ökonomen zu möglichen Folgen der Regierungskrise in Frankreich im Überblick:
Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der DekaBank:
«Frankreich wird weiter unter genauer Beobachtung der Märkte bleiben. Die hohen Schuldenstände in Kombination mit den hohen laufenden Haushaltsdefiziten und der Unfähigkeit einen Richtungswechsel bei den zu hohen Ausgaben herbeizuführen, stellen keine Grundlage für eine nachhaltige Entspannung in den Risikoaufschlägen dar. Im Gegenteil, der Kapitalmarkt wird den Druck aufrechterhalten und ein moderater Anstieg scheint über einen längeren Zeitraum hinweg wahrscheinlich. Interessant ist, dass Bundesanleihen, die stets als sicherer Hafen galten, von der Unsicherheit in Frankreich nicht profitieren konnten.»
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank:
«Die Finanzmärkte werten bislang Frankreich als Einzelrisiko und nicht als systemisches Risiko für die gesamte Eurozone. Dieser Umstand dürfte wohl auch dem mittlerweile umfangreichen Instrumentenkasten der EZB zu verdanken sein. Sollten die Risikoaufschläge französischer Staatsanleihen weiter deutlich steigen, könnte die EZB Stützungskäufe tätigen.»
Vincent Stamer, Analyst Commerzbank:
«Mit der erneuten politischen Krise ist ein beherzter Kampf gegen die ausufernden Staatsfinanzen in weite Ferne gerückt. Sollten auch zukünftig Reformen scheitern, wird die Defizitquote von ihrem diesjährigen geplanten Niveau von 5,4 Prozent in den kommenden Jahren sogar eher wieder steigen. Denn auch in Frankreich nimmt der Anteil der Rentner stetig, zu und bereits jetzt muss der Staat das Rentensystem mit regulären Steuereinnahmen stützen. Unseren Berechnungen zufolge könnte die Schuldenquote des französischen Staats in den kommenden zehn Jahren ohne jegliche Reformen deutlich über 150 Prozent steigen.»
Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen:
«Hoffnung auf eine Trendumkehr wird es erst dann geben, wenn eine konsequente Reform- und Sparpolitik in Paris umgesetzt wird. Die aktuell politische Hängepartie lässt diesbezüglich aber kaum grosse Fortschritte erwarten.»
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(AWP)