Die US-Wirtschaft schuf 254'000 neue Stellen, wie das Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Analysten hatten nur mit 150'000 neuen Jobs gerechnet. Ausserdem wurde der Beschäftigungsaufbau in den beiden Vormonaten um insgesamt 72'000 Stellen nach oben revidiert. Zudem ging die Arbeitslosenquote überraschend zurück, um 0,1 Punkte auf 4,1 Prozent. Ökonomen erwarten nach den Daten überwiegend nur noch eine «kleine Zinssenkung» durch die US-Notenbank Fed auf ihrer nächsten Sitzung.

Die Einschätzung von Experten im Überblick:

Christoph Balz, Ökonom bei der Commerzbank:

«Nach der Zinssenkung um 0,50 Prozentpunkte im September ist die Frage nun, ob die US-Notenbank dieses Tempo im November beibehält oder es »nur« einen Schritt von 0,25 Prozentpunkte geben wird. Dabei spielt der Arbeitsmarkt vermutlich die entscheidende Rolle, denn die Fed will dort keine weitere Abschwächung. Von einer solchen Abschwächung ist bei den heutigen Zahlen aber wenig zu sehen. Der heutige Bericht stützt damit unsere Prognose eines 'kleinen' Schritts. Bis zur nächsten Sitzung wird allerdings noch ein Arbeitsmarktbericht veröffentlicht, ausserdem die Verbraucherpreise sowie die nur einmal im Quartal veröffentlichten Arbeitskosten.»

Dirk Chlench Ökonom bei der Landesbank Baden-Württemberg:

«Es ist wie verhext. Immer dann, wenn man glaubt, es habe sich ein Trend herausgebildet, kommt es wieder anders. Die US-Wirtschaft schuf im September deutlich mehr neue Stellen als erwartet, und die Beschäftigungszuwächse in den beiden Vormonaten wurden nach oben revidiert. Zudem legten die Stundenlöhne kräftig zu, und die Arbeitslosenquote sank. Das dürfte es jetzt erst mal gewesen sein mit weiteren grossen Zinssenkungsschritten der US-Notenbank.»

Thomas Gitzel Chefökonom bei der VP Bank:

«Ein robuster Arbeitsmarkt könnte aber mittelfristig einen weiteren deutlichen Fall der Inflationsraten verhindern. Der Arbeitsmarktbericht beeinflusst damit den langfristigen, nicht aber den kurzfristigen Zinsausblick. Die Diskussion über eine etwaige weitere Zinssenkung im Umfang von 50 Prozentpunkten bei der Oktober-Sitzung dürfte mit dem heutigen Zahlenmaterial aber beendet sein. Es werden 25 Prozentpunkte auf der Agenda stehen.»

Ulrich Wortberg, Ökonom bei der Landesbank Hessen-Thüringen:

«Erneuter starker Stellenzuwachs in der US-Wirtschaft. Der Netto-Jobaufbau fiel im Berichtsmonat solide aus, lag dabei sogar deutlich über der Konsenserwartung. Die Arbeitslosenquote sank unerwartet auf 4,1 Prozent und so ist eine Schwäche des Arbeitsmarktes nach wie vor nicht zu konstatieren. Auch die Lohnentwicklung blieb äusserst robust. Die ambitionierten Zinssenkungserwartungen bezüglich der Fed werden deutlich zurückgedrängt.»

Samuel Tombs, Chefökonom USA, Pantheon Macroeconomics:

«Der sprunghafte Anstieg der Beschäftigtenzahlen im September steht im Widerspruch zu einer ganzen Reihe von Indikatoren, die auf einen anhaltenden Rückgang der Neueinstellungen hindeuten. Die extrem niedrige Rücklaufquote bei der Lohn- und Gehaltsumfrage ist ein Warnsignal. Nur 62 Prozent der Unternehmen in der Stichprobe reichten ihre Antworten rechtzeitig für die erste Schätzung ein, ein deutlicher Rückgang gegenüber 68 Prozent vor einem Jahr und dem Durchschnitt von 77 Prozent im September in den 2010er Jahren. Die Korrekturen, die vorgenommen werden, wenn mehr Daten eingegangen sind, sind fast immer nach unten gerichtet. (...) Wir sind daher überzeugt, dass die Septemberzahlen in den kommenden Monaten deutlich nach unten korrigiert werden.»

(AWP)