Einschätzungen von Ökonomen im Überblick:

Bernd Weidensteiner, Ökonom bei der Commerzbank:

«Die Fed hat heute die Leitzinsen erwartungsgemäss erneut um 25 Basispunkte gesenkt. Sorgen um den Arbeitsmarkt überwogen die Befürchtungen hinsichtlich einer zu hohen Inflation. Allerdings zeigten sich im Zinsgremium deutliche Risse. Die Latte für weitere Zinssenkungen liegt höher, wie Fed-Chef Powell signalisierte. Wir erwarten weiterhin auf der nächsten Sitzung eine Zinspause.»

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank:

«Solange Jerome Powell noch als Chef der Fed fungiert, seine Amtszeit als Vorsitzender endet im Mai des kommenden Jahres, wird es vermutlich lediglich eine weitere Zinssenkung geben. Zum einen wird die US-Wirtschaft weiterhin solide wachsen, zum anderen dürften die Zölle deutlicher auf die Preisentwicklung durchschlagen als es bislang der Fall war. Dies spricht gegen weitere deutliche Zinssenkungen.

Mit dem Wechsel des Fed-Vorsitzes im Juni kommt es dann zum Lackmustest. Favorit für den Fed-Vorsitz ist Kevin Hassett, der derzeit noch Vorsitzender des National Economic Council ist und einen kurzen Draht zu Donald Trump hat. Hassett äusserte sich in der Vergangenheit kritisch zum Fed-Zinskurs, was darauf hindeutet, dass er für deutlichere geldpolitische Lockerungen plädieren wird.» Elmar Völker, Volkswirt Landesbank Baden-Württemberg:

«Nach vorne schauend zeigen die Leitzinsprojektionen jedoch, dass der Spielraum für weitere Zinssenkungen schrumpft, sofern man die Preisstabilitätsrisiken nicht vernachlässigen will. Moderate Veränderungen an der Wortwahl der Fed zu möglichen weiteren Zinsschritten lassen eine Präferenz für eine Zinspause zu Beginn des kommenden Jahres erkennen. Wir rechnen nicht vor dem Frühsommer 2026, wenn der Fed-Vorsitz wechselt, mit einer weiteren Zinsanpassung. Insgesamt erwarten wir für das Jahr 2026, im Einklang mit dem aktuellen Fed-Konsens, lediglich einen Zinssenkungsschritt um 0,25 Prozentpunkte.»

Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust:

«Bei verhältnismässig hoher Inflation und einem anfälligen Arbeitsmarkt wird die Entscheidungsfindung der Fed auch im Jahre 2026 einer Gratwanderung gleichen. Wie bei jeder Gratwanderung ist auch bei Zinsentscheidungen Vorsicht angebracht. Die Fed wird die Zinsen nur sehr moderat absenken. Vor allem, weil ein deutlicher Inflationsrückgang in Richtung 2 Prozent in 2026 sehr unwahrscheinlich ist.»/jsl/jha/

(AWP)