Stimmen von Ökonomen:

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank:

«Wer auf einen klaren Kurswechsel der Fed gesetzt hat, lag falsch. Die Fed bleibt sich treu und lässt keinen Anschein erwecken, dass nun die Hände in den Schoss gelegt werden. (...) Die Fed zeichnet ein Optimalbild. Die Inflationsraten werden fallen, gleichzeitig bleibt die US-Wirtschaft auf Kurs und die Fed kann trotzdem die Zinsen senken. Das erinnert an ein ökonomisches Schlaraffenland. So wird es nicht kommen. Im kommenden Jahr dürfte sich die US-Wirtschaft merklich abkühlen.»

Ian Shepherdson, Chefökonom Pantheon Macroeconomics:

«Dies ist eine restriktive Haltung, die darauf hindeutet, dass die Zinsen für längere Zeit höher bleiben, aber die Absichten der Fed sind keine Ansammlung von Versprechungen. Sie werden auf die Daten reagieren, und wir gehen davon aus, dass die Kerninflation schneller sinken wird als erwartet, und dass sich der Arbeitsmarkt stärker entspannen wird. Wir sehen keinen Grund, unser Basisszenario zu ändern, wonach die Fed im nächsten Jahr beginnend im Frühjahr eine Lockerung um insgesamt 150 Basispunkte vornehmen wird.»

Michael Heise, Chefökonom HQ Trust:

«Die Zinspause der Fed erhöht die Chancen einer sanften Landung der US-Wirtschaft. (...) Es gilt jetzt, die kumulierten Auswirkungen der bisherigen elf Zinserhöhungen auf die Konjunktur und die Inflation zu analysieren. (...) Von sich ausweitenden Streiks und weiter steigenden Ölpreisen könnten zwar kurzfristig negative Inflationseffekte ausgehen, aber sie würden auch die Konjunktur schwächen und daher keine allzu heftigen Zinsreaktionen der Fed rechtfertigen. Höher für länger bleibt das Mantra der Zinspolitiker.»

Elmar Völker, Anleiheexperte LBBW:

«Die Fed hält die Tür für eine weitere Straffung der Geldpolitik im vierten Quartal offen. (...) Wir halten daher an unserer Prognose fest, dass die US-Währungshüter von weiteren Zinsanhebungen absehen werden. Ohnedies rücken nun die Zinsperspektiven für das Jahr 2024 immer stärker in den Fokus. Die heute veröffentlichten Leitzinsprojektionen der Fed lesen sich diesbezüglich als Mahnung an die Finanzmärkte, sich nicht allzu sehr auf eine baldige Lockerung der Geldpolitik einzurichten.»

Bernd Weidensteiner, Analyst Commerzbank:

«Alles in allem ist die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinserhöhung auf der kommenden Sitzung im November gestiegen. (...) Spannender ist der mittelfristige Ausblick. Sollten sich die Projektionen der Fed bestätigen, hätte die US-Notenbank die schwierigste geldpolitische Operation hinbekommen, nämlich eine weiche Landung. Wir sind da nach wie vor skeptisch und erwarten weiter eine Rezession Anfang 2024. Dann wären mehr als die zwei vom Dot Plot für 2024 vorgesehenen Zinssenkungen von 50 Basispunkten wahrscheinlich.»

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(AWP)