Einschätzung von Ökonomen zur Zolleinigung im Überblick:
Ulrich Kater, Chefvolkswirt Dekabank:
«Das ist eine weitere Etappe einer langen Reise hin zu einer neuen Weltwirtschaftsordnung. Sie schafft fürs Erste etwas mehr Planungssicherheit für die europäischen Unternehmen. Die grossen börsennotierten Unternehmen mögen Ausweichreaktionen finden, für einige mittelständische und kleine Unternehmen jedoch kommt zu den heimischen Standortproblemen noch ein aussenwirtschaftlicher Gegenwind hinzu. Machen wir uns nichts vor: Solange Donald Trump US-Präsident ist, kann jederzeit eine neue Runde im Poker um nationale Interessen losgetreten werden.»
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank:
«Positiv ist: Die Unsicherheit ist vorerst vom Tisch. Unternehmen können wieder planen, ihre Lieferketten neu ordnen und sich auf stabilere Rahmenbedingungen einstellen. Dennoch bleibt die Erkenntnis: Die USA sind politisch und wirtschaftlich kein verlässlicher Partner mehr. Eine stärkere Diversifizierung der Absatzmärkte ist für europäische Unternehmen daher essenziell.»
Ralph Solveen und Vincent Stamer, Volkswirte bei der Commerzbank:
«Zunächst ist dieses Abkommen eine gute Nachricht, da es einen Handelskrieg zwischen den USA und der EU verhindert, der beide Seiten spürbar geschädigt hätte. Es ändert allerdings nichts daran, dass europäischen Unternehmen der Zugang zu ihrem wichtigsten Auslandsmarkt spürbar erschwert wird, was für sich genommen die EU-Wirtschaft spürbar belasten wird.»
Jan Holthusen, Bereichsleiter Research und Volkswirtschaft der DZ Bank:
«Für die Kapitalmärkte sollte wegen der nun erzielten Einigung zwar ein Belastungsfaktor wegfallen. Eine allgemeine Unsicherheit wird aber bleiben. Denn: Mit einem US-Präsidenten Trump ist eine Verlässlichkeit in den transatlantischen Beziehungen kaum zu erwarten. Umso mehr wird es jetzt darauf ankommen, dass Europa seine Hausaufgaben macht. Der Kontinent muss mit Ländern wie Kanada, Mexiko, Japan, Südkorea und anderen enger als bisher zusammenarbeiten, um die ökonomischen Beziehungen auszubauen. Zudem sollte die EU der Versuchung widerstehen, sich nun noch stärker als bisher in die Arme eines nach ökonomischer Hegemonie strebenden Chinas zu werfen.»/jsl/jha/
(AWP)