Die Inflationsrate in Deutschland ist im September erneut gefallen. Die Verbraucherpreise erhöhten sich nur noch um durchschnittlich 1,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Im August lag die Teuerungsrate noch bei 1,9 Prozent. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten für September einen Rückgang auf 1,7 Prozent vorausgesagt.
Analysten sagten dazu in ersten Reaktionen:
Jörg Krämer, Chefökonom Commerzbank:
«Anders als in Frankreich und Spanien ist die deutsche Inflation im September kaum niedriger ausgefallen als erwartet. Die Teuerungsrate ging hauptsächlich wegen der gefallenen Energiepreise zurück. Ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel liegt die Inflation noch immer zwischen zweieinhalb und drei Prozent – was mit Blick auf die stark steigenden Löhne nicht überrascht. Die EZB sollte sich gut überlegen, ob sie wirklich den Terminmärkten folgt, die bereits für Oktober die nächste EZB-Zinssenkung erwarten.»
Alexander Krüger, Chefökonom Hauck Aufhäuser Lampe:
«Die Inflationsrate plumpst weiter in den Wellnessbereich. Von hier aus zeichnet sich eine längere Phase mit Preisstabilität ab. Wegen der schlaffen Wirtschaftslage werden Preiserhöhungen immer weniger durchsetzbar sein. Der gesunkene Rohölpreis und der festere Euro steigern zudem den Wellnesskomfort. Inflationsseitig dominiert vorerst das Risiko eines anhaltenden Unterschiessens des 2-Prozent-Preisziels. Die deutsche Inflationsvorgabe öffnet die Tür etwas für eine EZB-Zinssenkung im Oktober.»
Friedrich Heinemann, ZEW-Institut Mannheim:
«Je schlechter die Perspektive für die deutsche Konjunktur, desto besser die Perspektive für die Rückkehr zur Preisstabilität. Bislang waren knappe Arbeitskräfte ein zentrales Argument der Inflationspessimisten. Der Aufwärtsdruck auf die Löhne, so die bisherige Sorge, würde ein Absinken der Inflationsrate auf unter zwei Prozent verhindern. Das sieht mit dem nun deutlich sich abkühlenden Arbeitsmarkt anders aus. Die Rezession der Industrie und drohende Entlassungswellen setzen auch die Gewerkschaften unter Druck, sich bei Lohnforderungen wieder in mehr Bescheidenheit zu üben. All das könnte den Druck aus den Inflationsprozessen nehmen. Leider passiert damit aber genau das, was Zentralbanken eigentlich immer vermeiden wollen: die Inflation ist nur durch eine harte Landung mit einer deutlichen Verschlechterung am Arbeitsmarkt besiegbar.»
(cash/Reuters)