Stimmen von Ökonomen zur Teuerung:

Ralph Solveen, Volkswirt Commerzbank

«Gut die Hälfte dieses Rückgangs ist darauf zurückzuführen, dass der starke Anstieg der Energie- und Nahrungsmittelpreise im vergangenen Herbst nach und nach aus dem Vorjahresvergleich herausfällt. Aber auch die Kernteuerungsrate ist deutlich gefallen, wobei insbesondere die Teuerung bei Waren spürbar nachlässt. In den kommenden Monaten dürfte die Inflationsrate im Trend weiter fallen. Wir gehen aber davon aus, dass der unterliegende Preisauftrieb auch im kommenden Jahr deutlich stärker sein wird, als von der EZB erwünscht.»

Ralf Umlauf, Volkswirt, Landesbank Hessen-Thüringen

«Stagnierende Preise im Oktober! Die Situation an der Inflationsfront entspannt sich deutlich. Nicht nur starke Basiseffekte lassen die Inflation im auslaufenden Monat deutlich geringer ausfallen, auch die monatliche Preisdynamik ist schwach. Zudem werden im November und vor allem zu Beginn des neuen Jahres die Basiseffekte wohl einen weiteren Inflationsrückgang begünstigen, sodass sich die EZB alles in allem in ihrer abwartenden Haltung der letzten Woche bestätigt sehen dürfte.»

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank

«Der geringere Teuerungsdruck ist reine Labsal. Es nimmt zum einen Last von der EZB. Die europäischen Währungshüter hielten ihre Leitzinsen zuletzt konstant. Grundsätzlich wäre in Anbetracht der in absoluter Betrachtung noch immer hohen Inflationsraten auch eine weitere Zinsanhebung infrage gekommen. Damit sich also das Stillhalten der EZB als richtig erweist, müssen die Inflationsraten zurückgehen. Dies ist ganz offensichtlich der Fall. Die europäischen Währungshüter können sich damit bestätigt fühlen. Geringere Teuerungsraten geben perspektivisch auch wieder Raum für Zinssenkungen.»

Carsten Brzeski, Chefvolkswirt ING

«Die heutigen deutschen Inflationsdaten sprechen für ein Festhalten der EZB an den Zinsen. Die deutliche Änderung des Tons auf der EZB-Sitzung in der letzten Woche hat unsere Ansicht bestätigt, dass das, was letzte Woche als Pause begann, bald der offizielle Höhepunkt der Zinserhöhungen sein wird. Nicht nur die vorsichtigere Einschätzung der EZB zu den Wachstumsaussichten der Eurozone, sondern auch die wohlwollendere Haltung zur Reaktion auf die gestiegenen Ölpreise signalisierten, dass die EZB de facto in die nächste Phase ihres aktuellen Zinserhöhungszyklus eingetreten ist: Sie bleibt länger auf hohem Niveau.»/jsl/la/stw

(AWP)