Zusammen mit den Covestro-Schulden von rund drei Milliarden Euro will Adnoc also fast 16 Milliarden Euro investieren. Spekulationen über einen Kauf von Covestro gibt es seit Mitte vergangenen Jahres. Das Covestro-Management unterstütze das Angebot, hiess es. Die Covestro-Aktie gewann mit den nun auf dem Tisch liegenden Fakten.
Das Papier legte am Vormittag an der Dax-Spitze um 3,7 Prozent auf 58 Euro zu. Die Firmen hatten lange damit gerungen, wie hoch das Angebot konkret ausfallen soll. Zuletzt galt der Preis von 62 Euro pro Aktie bereits als rote Linie für die Araber. Der Aktienkurs von Covestro dümpelte bis dato wegen der bestehenden Unsicherheit noch um die 55 Euro. Vor den ersten Spekulationen Mitte vergangenen Jahres lag das Kursniveau noch bei um die 40 Euro.
Analyst Chris Counihan von der US-Investmentbank Jefferies schrieb, er rechne nicht mit grossen Risiken bei den anstehenden Genehmigungen - schliesslich überlappten sich die Geschäfte der Konzerne nur begrenzt. Er verwies zudem auf die Zusage Adnocs, bestehende Betriebsrats- und Tarifvereinbarungen im Rahmen der Investitionsvereinbarung beizubehalten.
Die Mindestannahmequote des Angebots soll bei 50 Prozent plus einer Aktie liegen, verschiedene Behörden bis hin zur EU müssen der Übernahme zudem zustimmen. Covestro unterstützt den Angaben zufolge das Angebot und hat mit Adnoc (Abu Dhabi National Oil) eine Investitionsvereinbarung bis Ende 2028 unterzeichnet.
Das Grundkapital von Covestro soll zudem bei Vollzug des Angebots über die Ausgabe neuer Aktien an Adnoc um zehn Prozent erhöht werden. Im Rahmen der Investitionsvereinbarung bis Ende 2028 hat Adnoc zugesichert, weder einen Beherrschungs- noch einen Gewinnabführungsvertrag abschliessen zu wollen. Eine Dividende von Covestro soll es bis zum Abschluss des Deals nicht geben.
Vorstand und Aufsichtsrat von Covestro müssen die offizielle Angebotsunterlage nach ihrer Vorlage zwar aus rechtlichen Gründen noch prüfen. Vorbehaltlich dieser Prüfung gehen Vorstand und Aufsichtsrat aber derzeit davon aus, dass sie den Aktionären von Covestro empfehlen werden, das Angebot anzunehmen.
Der Deal insgesamt sei eine zentrale Säule der Wachstumsstrategie von Adnoc, hiess es vom Konzern aus Abu Dhabi. Die Araber wollen eines der weltweit fünf grössten Chemieunternehmen werden. Covestro ist in der Strategie als Baustein vorgesehen: Die Leverkusener sollen die Plattform für das Spezialchemiegeschäft und die Basischemikalien (Performance Materials) der Araber bilden. Inklusive Schulden belaufe sich der Unternehmenswert von Covestro im Angebot auf 14,7 Milliarden Euro, hiess es von Adnoc.
Spekulationen über einen Kauf waren Mitte 2023 aufgekommen. Im September 2023 hatte Covestro mitgeteilt, mit Adnoc zu sprechen - konkrete Verhandlungen mit dem Konzern aus Abu Dhabi laufen nach einer monatelangen Hängepartie erst seit Juni 2024. Dazu gestattete Covestro Adnoc einen tiefergehenden Einblick in die eigenen Bücher. Adnoc musste sich dem Vernehmen nach das Vorhaben auch von den Behörden in den Emiraten genehmigen lassen. Das «Wall Street Journal» hatte zuvor über ein kurzfristig bevorstehendes Gebot in dieser Woche berichtet.
Zuletzt hatte Covestro in einem schwachen Wirtschaftsumfeld wie die gesamte Chemiebranche im Tagesgeschäft zu kämpfen. Ende Juli senkte der Konzern wegen der trägen Konjunktur seine Gewinnprognose. Der Weltwirtschaft fehlt weiterhin der Schwung, und die für Covestro wichtige Autoindustrie zeigte in den vergangenen Monaten ebenfalls Schwächen. Im Juni hatte Covestro angekündigt, die jährlichen Kosten bis 2028 um 400 Millionen Euro senken zu wollen./men/zb/jha/
(AWP)
1 Kommentar
Das ist eine Win-Win Situation.
Das wahrscheinliche Ziel von ADNOC/Abu Dhabi ist das Erdöl in einer höheren Wertschöpfungsstufe zu verkaufen. Dazu hat man sich an OMV/Borrealis beteiligt und mit dessen Know How die Anlagen Borrouge I bis IV zur Herstellung von PE und PP errichtet.
Mit der Übernahme von Covestro kann ADNOC sein Sortiment um Polycarbonate, Polyurethane und synthetischen Kautschuk ausweiten.
ADNOC profitiert von der Situation in Deutschland und Österreich wo man Energie im Zuge der Ökoreligion so verteuert hat das man hier keine Kunststoffe mehr wirtschaftlich herstellen kann, aber viele Fachleute und Know-How hat während man in Abu Dhabi über preiswertes Öl, Gas, Strom und Kapital verfügt.