Konzernchefin Safra Catz ist jetzt optimistisch, die Erlöse in dem Bereich noch stärker steigern zu können als bisher gedacht. Anleger und Investoren reagierten angesichts dieser Aussichten begeistert und zündeten am Mittwoch ein Kursfeuerwerk. Unternehmensgründer und Vorstandmitglied Larry Ellison überholte damit Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge sogar Tesla- und X-Chef Elon Musk als reichster Mensch weltweit.

Die im S&P 500 notierte Aktie hob nach dem Start des US-Handels um gut 40 Prozent ab und stieg auf 338 Dollar - damit zieht der Marktwert um mehr als 230 Milliarden Dollar auf mehr als 946 Milliarden Dollar an. Damit erklomm das Oracle-Papier auch ein Rekordhoch. Die bisherige Bestmarke stammte von Ende Juli und lag bei knapp 261 Dollar. Seit Ende 2024 hat die Aktie ihren Wert nun verdoppelt.

Durch den aktuellen Kursanstieg wird auch Konzerngründer Ellison auf dem Papier auf einen Schlag um mehr als 100 Milliarden Dollar reicher. Der langjährige Konzernchef und jetzige Technologievorstand hält Bloomberg-Daten zufolge knapp 1,16 Milliarden Anteile an dem Softwarehersteller. Der Wert von Ellisons Oracle-Anteilen allein zog mit dem starken Plus auf 393 Milliarden Dollar an. Berechnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge wurde das Vermögen des 81-Jährigen zuvor auf knapp 295 Milliarden Dollar geschätzt, womit er bislang Platz zwei auf der Liste der vermögendsten Menschen weltweit einnahm.

Mit dem Kursanstieg macht Ellison den ersten Platz einem anderen Starunternehmer streitig: Zuletzt lag Elon Musk an der Spitze, Chef und Grossaktionär des Elektroautobauers Tesla . Er kommt der Bloomberg-Aufstellung zufolge derzeit auf ein geschätztes Vermögen von 384 Milliarden Dollar.

Oracle ist zwar vor allem für seine angestammte Datenbanksoftware bekannt, hat aber inzwischen auch auf dem umkämpften Markt für Cloud-Computing Erfolg. Der Konzern hatte bereits am Dienstagabend nach Börsenschluss über einen Umsatzanstieg im ersten Quartal (Ende August) von insgesamt 12 Prozent auf 14,9 Milliarden Dollar (ca. 12,7 Mrd Euro) berichtet. Während das Softwaregeschäft leichte Einbussen verbuchte, verbesserte sich das Cloud-Geschäft um 28 Prozent auf knapp 7,2 Milliarden Dollar.

Der Umsatz im zum Zugpferd erkorenen Geschäft mit Infrastruktur für die Cloud (IaaS) schwoll gar um 55 Prozent auf 3,3 Milliarden US-Dollar an. Im laufenden Jahr sollen die Erlöse in diesem Bereich um 77 Prozent auf 18 Milliarden Dollar klettern, kündigte Konzernchefin Catz an. Bislang hatte das Unternehmen «über» 70 Prozent Wachstum in Aussicht gestellt. «Wir haben im ersten Quartal vier Multimilliarden-Dollar-Verträge mit drei verschiedenen Kunden abgeschlossen», sagte die Oracle-Lenkerin.

Es sei ein erstaunliches Quartal gewesen, die Nachfrage nach Cloud-Infrastruktur steige weiter. Mittelfristig soll sich das Wachstum daher beschleunigen und die Erlöse innerhalb von fünf Jahren 144 Milliarden Dollar erreichen. SAP ist im schnell wachsenden Geschäft mit Rechenkapazität kaum vertreten, konkurriert mit Oracle aber im Gebiet Unternehmenssoftware und Datenbanken.

Zu Beginn des Sommers hatte Oracle einen lukrativen Vertrag mit dem ChatGPT-Betreiber OpenAI unterzeichnet, der Oracle für Rechenzentrumsdienste jährlich 30 Milliarden Dollar zahlen will. Zu den wichtigen Cloud-Kunden zählen aber auch Unternehmen wie der KI-Chip-Hersteller Nvidia oder die Social-Media-Plattform TikTok. Solche Verträge trugen dazu bei, dass die verbleibenden Leistungsverpflichtungen (RPO) - ein Mass für die noch nicht erfüllten, aber vertraglich gesicherten Leistungen an die Kunden - zum Ende des Geschäftsquartals auf 455 Milliarden Dollar hochschnellten, mehr als das Viereinhalbfache des Vorjahreswertes.

Durch die erwarteten weiteren Vertragsabschlüsse soll dieser Wert laut Oracle bald die Marke von einer halben Billion Dollar überschreiten. Der starke Anstieg der RPO-Kennziffer habe den übrigen Kennzahlen des Konzerns die Show gestohlen, konstatierte denn auch Jefferies-Analyst Brent Thill. Die Entwicklung stärke das Vertrauen in die Geschäftsdynamik, schrieb er. Die Quartalsergebnisse lägen zwar knapp unter den Erwartungen, und der Ausblick für das Geschäftsjahr 2026 sei nur bestätigt worden. Die langfristigen Ziele erschienen aber konservativ und sollten beim anstehenden Analystentag nach oben revidiert werden, glaubt Thill.

Auch Karl Keirstead von der Schweizer Bank UBS lobte den überraschend hohen Auftragsbestand. Er geht davon aus, dass die Markterwartungen für 2028 und die Folgejahre nun deutlich steigen sollten. Das Wachstum des Softwarekonzerns im vergangenen Quartal und der Ausblick für die Cloud-Infrastruktur im Geschäftsjahr 2027 lägen zwar etwas unter seinen Erwartungen, schrieb Karl Keirstead am Mittwoch. Angesichts des starken Auftragsbestands falle das aber nicht ins Gewicht - die durchschnittlichen Erwartungen für 2028 und die Folgejahre sollten deutlich steigen.

Unter dem Strich stagnierte der Gewinn von Oracle im ersten Quartal bei 2,9 Milliarden Dollar. Das bereinigte Ergebnis je Aktie stieg um sechs Prozent auf 1,47 Dollar.

(AWP)