Die Lage dürfte sich 2026 weiter verschärfen, falls es dem Datenbankkonzern nicht gelingt, die Sorgen der Investoren über seine gewaltigen Ausgaben für künstliche Intelligenz zu zerstreuen, warnt Morgan Stanley.
Eine Finanzierungslücke, eine aufgeblähte Bilanz und das Risiko technologischer Überalterung zählen zu den Gefahren, denen Oracle laut den Kreditanalysten Lindsay Tyler und David Hamburger von Morgan Stanley ausgesetzt ist. Die Kosten zur Absicherung von Oracles Schulden gegen einen Zahlungsausfall über fünf Jahre sind am Dienstag laut ICE Data Services auf 1,25 Prozentpunkte pro Jahr gestiegen.
Der Preis der fünfjährigen Kreditausfallswaps (CDS) könnte ein Rekordniveau aus dem Jahr 2008 übertreffen, warnten die Analysten am Mittwoch. Die Sorge über Oracles Schuldenaufnahme zur Finanzierung seiner KI-Ambitionen führe weiterhin zu umfangreichen Absicherungen durch Banken und Investoren.
Die CDS könnten kurzfristig die Marke von 1,5 Prozentpunkten überschreiten und sich 2 Prozentpunkten annähern, falls Oracle seine Finanzierungsstrategie zum Jahreswechsel nicht klarer kommuniziert, so die Analysten. Daten von ICE Data Services zufolge lag der Rekordwert der Oracle-CDS im Jahr 2008 bei 1,98 Prozentpunkten. Ein Sprecher von Oracle lehnte eine Stellungnahme ab.
Oracle gehört zu den Unternehmen, die sich in einem Wettlauf um Investitionen in künstliche Intelligenz befinden – und hat sich rasch zum Gradmesser des Kreditmarkts für KI-Risiken entwickelt. Im September nahm der SAP-Wettbewerber 18 Milliarden Dollar am US-Anleihemarkt auf. Die Bonität des Konzerns liegt im Qualitätsbereich Investment Grade.
Anfang November arrangierte eine Gruppe von etwa 20 Banken zudem ein Projektfinanzierungsdarlehen über rund 18 Milliarden Dollar für den Bau eines Rechenzentrums-Campus in New Mexico, den Oracle später als Mieter übernehmen soll.
Darüber hinaus stellen Banken ein separates Kreditpaket über 38 Milliarden Dollar bereit, um den Bau von Rechenzentren in Texas und Wisconsin zu finanzieren, die von Vantage Data Centers entwickelt werden, wie Bloomberg im vergangenen Monat berichtet hat. Laut Morgan Stanley dürften die Kreditgeber dieser Baufinanzierungen, die mit Oracle verbunden sind, ein wesentlicher Treiber des jüngsten Anstiegs des Handelsvolumens bei Oracles CDS sein – ein Trend, der sich fortsetzen könnte.
«In den vergangenen zwei Monaten ist deutlicher geworden, dass die gemeldeten Baufinanzierungen für Standorte, an denen Oracle künftig Mieter sein wird, in letzter Zeit und wohl auch künftig ein noch stärkerer Treiber für Absicherungen sind», schrieben die Analysten.
(Bloomberg/cash)
