In Frankreich gab es zwei Tote und 15 Verletzte, darunter sieben Feuerwehrleute, wie Innenminister Gérald Darmanin mitteilte. Ein Lastwagenfahrer starb, als er in einen umgestürzten Baum krachte. In Le Havre wurde ein Mann beim Schliessen seiner Fensterläden von einem Windstoss erfasst und tödlich verletzt. Etwa 1,2 Millionen Haushalte waren ohne Strom und Hunderttausende vom Mobilfunknetz abgeschnitten. Umgestürzte Bäume blockierten Strassen sowie Bahnstrecken. Es gab erhebliche Sachschäden. 13 500 Feuerwehrleute rückten zu rund 3500 Einsätzen aus. Mehr als 1300 Menschen wurden in Sicherheit gebracht.
Sturmböen erreichten örtlich Geschwindigkeiten bis zu 200 Kilometern pro Stunde. Vor dem zur Bretagne gehörenden Departement Finistère - dem westlichsten kontinentalen Zipfel Frankreichs - wurde eine 21 Meter hohe Sturmwelle gemessen.
Auch an der Südküste Englands sorgte der Sturm für Probleme. Tausende Haushalte hatten zwischenzeitlich keinen Strom, wie die Nachrichtenagentur PA meldete. Bäume stürzten um, Strassen waren blockiert. Hunderte Schulen blieben geschlossen. Bahnbetreiber im Grossraum London riefen die Menschen auf, nur wirklich notwendige Reisen anzutreten.
Auf der Insel Jersey im südwestlichen Ärmelkanal wurden der Polizei zufolge Windgeschwindigkeiten von bis zu 164 Stundenkilometern gemessen. «Bitte bleiben sie drinnen. Es ist sehr gefährlich da draussen», warnte die Jersey Police. Eine Frau berichtete PA von grossen Hagelkörnern: «Die Hagelkörner waren schwerer und grösser als ein Golfball und haben uns drei Fenster beschädigt.»
In Belgien forderte das Orkantief zwei Todesopfer. In einem Park in Gent stürzte ein Baum auf zwei Fussgänger, von denen einer ums Leben kam. In einem weiteren Park mit Spielplatz wurde eine Fünfjährige von einem schweren, herabstürzenden Ast erschlagen, berichtete die Zeitung «De Standaard». In Antwerpen wurde ein Mann von einer umstürzenden Dachkonstruktion schwer verletzt.
In den Niederlanden wurde in Venray nahe der Grenze zum Niederrhein ein Mensch von einem umstürzenden Baum erschlagen, teilte die Polizei mit. An mehreren anderen Orten hatten umstürzende Bäume Menschen verletzt, darunter war eine Frau in Den Haag. Auch Radfahrer waren von herabfallenden Ästen und Bäumen getroffen worden. Wegen des Sturms mit Windböen von bis zu 110 Stundenkilometern waren Hunderte Flüge gestrichen worden. Auch die Züge von und nach Paris fuhren nicht. Auch die Schifffahrt war stark beeinträchtigt.
Der Deutsche Wetterdienst gab eine Sturmwarnung für Teile der Nordseeküste und eine Starkwindwarnung für Teile der Ostseeküste heraus. In Deutschland wird das international unter «Ciaran» bekannte Tief «Emir» genannt.
Am Rammelsberg in Niedersachsen, ein mehr als 600 Meter hoher Berg am Nordrand des Harzes, starb eine 46-Jährige aus Bayern, als sie von einem umstürzenden Baum getroffen wurde. Im Harz tobe der Sturm deutlich stärker als zunächst erwartet, teilte die Feuerwehr in Goslar mit. In Nordrhein-Westfalen behinderten durch den Sturm umgefallene Bäume bereits am Donnerstagmorgen den Zugverkehr. Betroffen waren die Regionen Euskirchen, Remscheid, Mönchengladbach/Viersen und Dorsten.
Das Orkantief traf auch Teile der iberischen Halbinsel und forderte ein Menschenleben. Eine junge Frau wurde in Madrid von einem umstürzenden Baum erschlagen, wie der Rettungsdienst mitteilte. Drei weitere Menschen wurden leicht verletzt. In Mitleidenschaft gezogen wurden von «Ciaran» vor allem der Norden Portugals sowie der Norden und das Zentrum Spaniens. Es gab viel Regen und Windböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern, die zu Beeinträchtigungen des Bahn- und Luftverkehrs führten. In Madrid wurde der auch bei Touristen beliebte Stadtpark Retiro aus Sicherheitsgründen geschlossen. Auf den Balearen mit der vor allem bei Deutschen beliebten Urlaubsinsel Mallorca wurde mit Alarmstufe Orange in erster Linie vor hohem Wellengang gewarnt./evs/DP/zb
(AWP)