Österreichs ehemalige Aussenministerin Karin Kneissl übersiedelt einem Medienbericht zufolge nach St. Petersburg, um ein staatsnahes akademisches Zentrum zu leiten. Das berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass am Dienstag.

Kneissl, die von Ende 2017 bis Juni 2019 Aussenministerin war, wird dem Bericht zufolge den Thinktank Gorki leiten. Der Name des an der Universität in St. Petersburg angesiedelten Zentrums steht für «Geopolitisches Observatorium für Russlands Schlüsselfragen». «Ich habe das Gorki-Zentrum mitbegründet und leite es», sagte Kneissl zur Tass. «Da es dort eine Menge Arbeit gibt, die viel Aufmerksamkeit erfordert, kann ich das nicht nebenbei machen. Ich habe beschlossen, für diese Arbeit nach St. Petersburg zu ziehen.»

Kneissl gilt wegen ihres Verhältnisses zum russischen Präsidenten Wladimir Putin als umstritten. Die parteilose Politikerin hatte Putin im Sommer 2018 zu ihrer Hochzeit nach Österreich eingeladen. Die Einladung hatte national und international für Irritationen gesorgt. Dort entstand auch ein Foto, dass sie nach einem gemeinsamen Tanz bei einem Knicks vor dem Kremlchef zeigt. Kneissl hatte ihr Verhalten im Nachhinein gegen Kritik verteidigt. Die 58-jährige ehemalige Diplomatin und Nahostexpertin war unter anderem Gastautorin beim russischen Staatssender RT sowie Aufsichtsrätin beim Ölriesen Rosneft, in dessen Gremium Deutschlands Ex-Kanzler Gerhard Schröder den Vorsitz hatte. Dieses Amt musste sie im Mai 2022 niederlegen.

(Reuters)