"Damit fällt es Betrieben zunehmend schwer, geeignete Arbeitskräfte zu rekrutieren", heisst es von den Nürnberger Arbeitsmarktforschern. Die Beschäftigung in Deutschland hätte um 1,8 Millionen Menschen mehr wachsen können, wenn das Verhältnis im Vergleich zu 2010 konstant geblieben wäre.

"Der Anstieg der Anspannung ist in erster Linie auf die Zunahme der offenen Stellen zurückzuführen, deren Bestand zwischen 2010 und 2022 um 139 Prozent auf rund zwei Millionen kletterte. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der arbeitsuchenden Personen um 28 Prozent auf rund vier Millionen", sagte Mario Bossler vom IAB-Forschungsbereich Arbeitsmarktprozesse und Institutionen.

Mit der Verknappung von Arbeitskräften gehen der Studie zufolge auch höhere Kosten für die Einstellung von Personal einher. "Eine Verdoppelung der Arbeitsmarktanspannung steigert die betrieblichen Einstellungskosten um durchschnittlich 13,7 Prozent, was auf eine geringere Zahl an Bewerbungen, eine verlängerte Dauer der Personalsuche sowie auf eine höhere Zahl an Suchkanälen zurückzuführen ist", sagte der IAB-Forscher Martin Popp.

Den Mangel bekommen auch die Zeitarbeitsfirmen zu spüren. In vielen Teilen Deutschlands herrsche mittlerweile Vollbeschäftigung, teilte der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) in Berlin mit. Fachkräfte hätten vielfältige Möglichkeiten bei der Auswahl ihres Arbeitgebers. "Trotz der sehr herausfordernden wirtschaftlichen Lage suchen Unternehmen weiterhin händeringend neues Personal". Von Januar bis Juni 2023 schrieben dem BAP-Job-Navigator zufolge über 532 000 Arbeitgeber deutschlandweit fast 7,3 Millionen Stellen öffentlich aus. Das entspreche einem Plus von mehr als elf Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 und bedeute einen neuen Allzeit-Höchststand./dm/DP/stk