Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk hat im Ringen um das US-Biotechunternehmen Metsera ein höheres Gebot als der US-Rivale Pfizer vorgelegt und damit den Kampf um den milliardenschweren Markt für Abnehm-Medikamente eröffnet. Pfizer steht nun unter Zugzwang. Doch Analysten und Investoren schätzen die Chancen des Konzerns in dem Bieterkampf als gar nicht so schlecht ein. Pfizer habe einen entscheidenden Vorteil, sagt Bernstein-Analystin Courtney Breen: Die US-Regierung tendiere dazu, heimische Unternehmen zu bevorzugen. «Wenn es das Potenzial für eine politische Einmischung gibt, ... ist Pfizer derzeit auf der richtigen Seite dieser Gleichung.»

Pfizer-Chef Albert Bourla hat seine Beziehung zu US-Präsident Donald Trump in diesem Jahr intensiviert und ihn wiederholt im Weissen Haus und in seinem Golf-Resort in Mar-a-Lago getroffen. Pfizer war zudem das erste Pharmaunternehmen, das aus der Reihe der anderen Branchengrössen ausbrach und mit der US-Regierung eine Vereinbarung zur Senkung von Medikamentenpreisen traf - eines der grossen Anliegen Trumps. Brian Mulberry, Portfoliomanager bei der Investmentfirma Zacks, die 2,4 Millionen Pfizer-Aktien hält, beschreibt es so: «Bourla hat erfolgreich eine Beziehung zur Regierung aufgebaut, die es ihm hoffentlich ermöglichen wird, Zugang zum Markt zu erhalten.» Das Weisse Haus und Pfizer lehnten eine Stellungnahme ab.

Chancen und Risiken für Pfizer

Für Pfizer steht bei dem Bieterwettkampf viel auf dem Spiel. Metsera entwickelt mehrere experimentelle Medikamente zur Gewichtsreduktion. Analysten schätzen das Marktpotenzial für Abnehm- und Diabetes-Mittel auf 150 Milliarden Dollar. Pfizer hat in der Entwicklung von Medikamenten gegen Fettleibigkeit zuletzt Rückschläge erlitten. Diese Misserfolge trugen zusammen mit sinkenden Einnahmen aus Covid-Produkten und auslaufenden Patenten für wichtige Medikamente zu einem Wertverlust der Aktie von mehr als 50 Prozent seit dem Rekordhoch aus der Pandemiezeit bei. Ein Erfolg im Adipositas-Bereich ist für den Konzern daher von strategischer Bedeutung. «Ich glaube nicht, dass Pfizer eine andere Option hat, die sie so schnell an diesen Punkt bringen würde», sagt Portfoliomanager Mulberry. «Sie müssten auf etwas in einem sehr frühen Stadium zurückgreifen, was länger bis zur Profitabilität dauern würde.»

Ein höheres Gegenangebot birgt für Pfizer jedoch auch Risiken. Das Unternehmen müsse sich mit der Wahrnehmung auseinandersetzen, in der Vergangenheit oft zu viel für Übernahmen bezahlt zu haben, sagt Analystin Breen. «Wenn sie jetzt einfach ihren Preis und ihr Angebot an Metsera erhöhen, könnte es gemischte Reaktionen geben, denn die Leute wollen nicht, dass Pfizer für Fusionen und Übernahmen zu viel bezahlt, wie sie es in der Vergangenheit vielleicht getan haben.» Novo Nordisk bietet 8,5 Milliarden Dollar für Metsera, inklusive zugesicherter Zahlungen für das Erreichen bestimmter Meilensteine. Die Offerte von Pfizer summiert sich auf 7,3 Milliarden Dollar.

Kartellrechtliche Bedenken bei Novo Nordisk

Eine weitere Option für Pfizer wäre, auf kartellrechtliche Bedenken gegen die Offerte von Novo Nordisk zu setzen. Der dänische Konzern dominiert den Markt für Abnehm-Mittel zusammen mit dem US-Pharmaunternehmen Eli Lilly. Die US-Handelskommission FTC hat in der Vergangenheit Übernahmen von Unternehmen mit vielversprechenden Medikamenten in der Entwicklung besonders kritisch geprüft. Der Kartellrechtler und ehemalige FTC-Direktor David Balto warnt, dass die Übernahme eines potenziell bedeutenden Rivalen wie Metsera durch Novo Nordisk Wettbewerbsrisiken berge. «Die FTC betrachtet Medikamente in der Entwicklung zu Recht als potenziell bedeutende Rivalen», sagte er. «Daher wirft die Übernahme eines solchen Unternehmens ebenso erhebliche Wettbewerbsbedenken auf wie die Übernahme eines etablierten Unternehmens.»

(Reuters)