An der Börse wurden die Nachrichten zunächst positiv aufgenommen. Obwohl ein solcher Deal schon länger durch die Medien gegeistert war und die Nachrichtenagentur Bloomberg die Zahl und Typen der Airbus-Jets bereits am Freitag gemeldet hatte, kletterte die Airbus-Aktie am Dienstag nach anfänglichen Kursverlusten um bis zu rund 0,8 Prozent in die Gewinnzone. Am frühen Nachmittag wurde sie mit 115,64 Euro nur noch auf Höhe des Schlusskurses vom Montag gehandelt und gehörte damit zu den schwächeren Titeln im Dax . Seit dem Jahreswechsel hat sie damit um rund vier Prozent zugelegt.

Bloomberg zufolge dürfte Boeing von Air India in Kürze Bestellungen über bis zu 290 Flugzeuge erhalten. Die Boeing-Verträge umfassen demnach 190 Mittelstreckenjets vom Typ 737 Max und Optionen für 50 weitere, ausserdem 20 Langstreckenjets von Typ 787 "Dreamliner" samt Optionen über 20 weitere sowie 10 Grossraumjets in der geplanten modernisierten Version 777X.

Air India will mit dem Grosseinkauf die eigene Flotte mit sparsameren Maschinen erneuern und von der Erholung des Luftverkehrs von der Corona-Krise profitieren. "Die Zeit ist reif, um Indien zu einem internationalen Drehkreuz zu machen", sagte Airbus-Chef Guillaume Faury in der Online-Konferenz. Air India will Fluggäste von den arabischen Fluggesellschaften Emirates und Qatar Airways zurückgewinnen. Diese befördern seit Jahren Passagiere aus Indien in die USA und nach Europa - über ihre Drehkreuze Dubai und Doha.

Tata und Air India haben nach eigenen Angaben seit zwei Jahren mit Airbus verhandelt. Schon zur Luftfahrtmesse im britischen Farnborough im vergangenen Juli hatten Gerüchte über einen Grosseinkauf der Inder die Runde gemacht.

Laut Tata-Chef Chandrasekaran hat sich Air India bei Airbus im Zuge des Deals Optionen gesichert, die jetzige Bestellung noch deutlich auszuweiten. Gerade bei den Jets aus der A320neo-Familie ist Airbus auf Jahre hinweg ausgebucht. Wer heute einen Mittelstreckenjet aus der Modellfamilie Airbus A320neo bestelle, müsse bis 2029 auf die Auslieferung warten, hatte Verkaufschef Christian Scherer im Januar gesagt.

Der europäische Hersteller ringt wie andere Unternehmen mit Engpässen bei Zulieferern und Arbeitskräften. Immer wieder fehlen wichtige Teile. Im abgelaufenen Jahr musste die Konzernführung ihr Ziel für die Flugzeugauslieferungen zweimal kappen. Erst ging es von 720 auf 700 Maschinen nach unten, dann sollten es nicht viel weniger als 700 werden. Letztlich konnte der Konzern netto nur 661 Verkehrsjets an seine Kunden übergeben.

An diesem Donnerstag (16. Februar) will Airbus seine Finanzzahlen des Jahres 2022 veröffentlichen. Bei diesem Termin nennt das Management üblicherweise auch seine Ziele für das neue Jahr - samt einer Prognose, wie viele Maschinen der Hersteller ausliefern wird./stw/nas/mis

(AWP)