Die Kolumne «Gopfried Stutz» erschien zuerst im 

Nicht ganz überraschend werde ich regelmässig von Personen aus meinem Freundeskreis um meine Meinung gefragt, wenn es um Geldanlagen geht. Kürzlich führte ich wieder so ein Gespräch. Das ging etwa so:

Er: "Du, Clödu, ich habe da noch 65'000 Franken auf einem Konto. Hast du mir einen Tipp?"

Ich: "Was willst du, Aktien kaufen?"

Er: "Ich weiss nicht so recht. Ich bin Ebner-geschädigt. Wahrscheinlich habe ich seine Visionen zum dümmsten Moment verkauft."

(Er musste mir nicht erklären, was damit gemeint ist. In den Neunzigerjahren zog der Financier Martin Ebner wie ein Wanderprediger durchs Land und verkündete die frohe Botschaft des Aktiensparens. Seine Vehikel hiessen Visionen. Und dann platzte um die Jahrtausendwende die Blase, die Technologieblase, und ganz viele seiner Jünger haben dann kalte Füsse gekriegt und die Aktien mit Verlust verkauft.)

Ich: "Brauchst du das Geld für die Vorsorge?"

Er: "Nicht unbedingt. Mit dem Renteneinkommen, den sonstigen Ersparnissen und dem Einkommen meiner Frau haben wir genug."

Ich: "Wieso willst du es denn anlegen?"

Er: "Es wirft ja auf dem Konto keinen Zins ab."

Ich: "Na und? Lass doch das Geld auf dem Konto und gönn dir etwas Spezielles, statt erneut in Aktien zu investieren und sie im dümmsten Moment zu verkaufen."

In einem anderen Fall handelt es sich um eine Freundin einer Freundin: Alleinstehend, sichere Stelle, Eigentumswohnung. Sie will von mir wissen, wie es um ihre Vorsorge steht. Ich werfe einen Blick in den Versicherungsausweis ihrer Pensionskasse und rechne ihr in groben Zügen vor, mit welcher Rente sie von der 1. Säule, der AHV, und der 2. Säule, der Pensionskasse rechnen könne. "Das ist ja super", sagt sie mir, das reiche längst zum Leben. Sie habe eine Eigentumswohnung (vermutlich mit einer Erbschaft finanziert) und stelle keine grossen finanzielle Ansprüche (was ich bereits von ihrer Freundin gehört habe).

Aber sie habe eben noch 350'000 Franken auf dem Bankkonto (wahrscheinlich ebenfalls geerbt) und wisse nicht, wie sie es anlegen solle. Ein Bekannter, der bei einer Versicherung arbeite, habe ihr Vorschläge unterbreitet. Aber sie wisse nicht so recht.

Darauf meine Standardfrage: Wozu brauchst du das Geld? "Eigentlich brauche ich es nicht. Vielleicht für Notfälle. Man weiss ja nie." Auch ihr rate ich, das Geld auf dem Konto zu lassen. Aber vielleicht sei es nicht schlecht, die 350'000 Franken auf verschiedene Banken zu verteilen. Bei einem Konkurs seien pro Bankkunde gemäss der Einlageversicherung nur 100'000 Franken vollständig gesichert.

"Gute Idee", meint sie. Wochen später schickt sie mir eine Aufstellung von Anlagefonds, die ihr der Bankberater empfohlen hatte. Was ich davon halte? "Wird schon recht sein", schreibe ich ihr zurück und sage mir: "Selber schuld."