Seit Inkrafttreten der "Unternehmenssteuerreform II" im Januar 2011 ist es Schweizer Unternehmen möglich, den Aktionären steuerbefreite Dividenden in Form einer Ausschüttung aus den sogenannten Kapitaleinlagereserven auszurichten. Grosskonzerne wie die UBS, ABB oder die Zurich Insurance Group haben davon in den letzten Jahren denn auch regen Gebraucht gemacht.
Nun sind die Kapitaleinlagereserven allerdings bei ersten Unternehmen erschöpft, wie eine in diesen Tagen erschienene Studie der Credit Suisse zu diesem Thema zeigt. Das ist sowohl bei Zurich als auch bei ABB der Fall, weshalb bei diesen beiden Firmen keine für den Privatanleger steuerfreie Ausschüttung mehr erwartet werden darf.
Der Studie zufolge werden kommenden Frühling von den 30 im viel beachteten Swiss Leaders Index (SLI) vertretenen Firmen nur noch Aryzta, Clariant, Credit Suisse, Julius Bär, LafargeHolcim und UBS eine steuerbefreite Dividende auszahlen.
Gut für den Privatanleger, schlecht für den Fiskus
Auf den sattesten Kapitaleinlagereserven sitzt aus heutiger Sicht Leonteq. Bei gleichbleibender Dividende kann der Anbieter von strukturierten Produkten noch während gut 42 Jahren von seinen Einlagereserven zehren. Beim Backwarenhersteller Aryzta sprechen wir immerhin noch von 39 Jahren, beim Vermögensverwalter EFG International von knapp 31 Jahren und bei LafargeHolcim von 16 Jahren.
SLI-Unternehmen auf einen Blick (KER = Kapitaleinlagereserven)
Unternehmen | Dividende 2017* | Rendite* | Gedeckt durch KER |
ABB | 0,80 Franken | 3,6 Prozent | 2 Prozent |
Adecco | 2,32 Franken | 3,3 Prozent | 0 Prozent |
Aryzta | 0,36 Franken | 1,2 Prozent | 100 Prozent |
Bâloise | 5,40 Franken | 3,5 Prozent | 0 Prozent |
Clariant | 0,50 Franken | 2,2 Prozent | 100 Prozent |
Credit Suisse | n.a. | n.a. | n.a. |
Dufry | n.a. | n.a. | n.a. |
Geberit | 10,50 Franken | 2,4 Prozent | 7 Prozent |
Givaudan | 58 Franken | 3 Prozent | 1 Prozent |
Julius Bär | 1,40 Franken | 2,6 Prozent | 100 Prozent |
Kühne + Nagel | 5,77 Franken | 3,3 Prozent | 1 Prozent |
LafargeHolcim | 2,05 Franken | 3,6 Prozent | 100 Prozent |
Lindt & Sprüngli | 95 Franken | 1,4 Prozent | 6 Prozent |
Lonza | 2,85 Franken | 1,2 Prozent | 51 Prozent |
Nestlé | 2,40 Franken | 3 Prozent | 0 Prozent |
Novartis | 2,86 Franken | 3,5 Prozent | 3 Prozent |
Partners Group | 16,04 Franken | 2,6 Prozent | 0 Prozent |
Richemont | 1,80 Franken | 2,1 Prozent | 0 Prozent |
Roche | 8,52 Franken | 3,5 Prozent | 0 Prozent |
Schindler | 3,30 Franken | 1,6 Prozent | 0 Prozent |
SGS | 72 Franken | 3,4 Prozent | 0 Prozent |
Sika | 114,45 Franken | 1,7 Prozent | 0 Prozent |
Sonova | 2,53 Franken | 1,6 Prozent | 11 Prozent |
Swatch Group | 7,15 Franken | 1,9 Prozent | 0 Prozent |
Swiss Life | 13 Franken | 3,8 Prozent | 57 Prozent |
Swiss Re | 5,20 Franken | 6 Prozent | 0 Prozent |
Swisscom | 22 Franken | 4,5 Prozent | 2 Prozent |
UBS | 0,65 Franken | 4,1 Prozent | 100 Prozent |
Vifor Pharma | 2 Franken | 2,1 Prozent | 0 Prozent |
Zurich Insurance | 17,65 Franken | 6,2 Prozent | 11 Prozent |
* Schätzungen (Quelle: Credit Suisse)
Möglich macht dies die im Februar 2008 vom Schweizer Stimmvolk beschlossene und knapp drei Jahre später eingeführte Unternehmenssteuerreform. Im Rahmen dieser Reform wurde das Nennwertprinzip durch das Kapitaleinlageprinzip - auch Agio genannt - ersetzt.
Das Agio ist der Betrag, der bei der Ausgabe von Aktien über dem Nennwert liegt. Ein Beispiel: Beträgt der Ausgabepreis einer Aktie 100 Franken und der Nennwert 10 Franken, so beläuft sich das Agio auf 90 Franken. Sofern diese 90 Franken nach 1996 gebildet worden sind, dürfen sie den Aktionären steuerfrei aus den Kapitaleinlagereserven zurückbezahlt werden.
Dividende ein entscheidender Erfolgsfaktor
So weit, so gut. Doch entgehen dem Schweizer Fiskus in diesem Zusammenhang Steuereinnahmen in geschätzter Höhe von 40 Milliarden Franken. Es überrascht deshalb nicht, formiert sich angesichts der in diesen Tagen anlaufenden Anhörungen für eine Neuauflage der Anfang Jahr vom Stimmvolk abgeschmetterten Unternehmenssteuerrevision politischer Widerstand gegen steuerbefreite Dividenden.
Statistiken zufolge tragen Dividendenzahlungen je nach Betrachtungszeitraum zwischen 50 und 60 Prozent zur langfristigen Gesamtrendite von Aktien bei. Kommt dazu, dass von Ausschüttungen aufgrund ihrer geringen Schwankungsanfälligkeit ein stabilisierender Effekt auf die Gesamtrendite ausgeht. Das macht die Dividende aus Anlegersicht zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor.