Der Zusammenschluss von SDA und Keystone erfolgt durch einen Beteiligungstausch. Die österreichische Nachrichtenagentur Austria Presse Agentur (APA) bringt ihre bisherige Beteiligung von 50 Prozent an Keystone in das neue Unternehmen ein. Die APA erhält dafür im Gegenzug einen Anteil von 30 Prozent der Aktien an Keystone-SDA.

IN ALLEN REGIONEN PRÄSENT

Das neue Unternehmen Keystone-SDA bleibt - wie schon die beiden Vorgänger-Firmen - der Dreisprachigkeit verpflichtet. Es anerkennt den Service-Public-Charakter des Basisdienstes. Die Keystone-SDA wird weiterhin in allen Landesregionen präsent sein.

Die APA wird strategischer Technologie-Partner der Keystone-SDA. Der Fokus wird künftig noch stärker auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtet, die sich im Zuge der Digitalisierung verändert haben. Das Ziel ist es, neue Geschäftsfelder zu erschliessen. So sollen neben dem Nachrichten-, Bild- und Videodienst für Medienkunden auch Behörden, Organisationen und Firmen angesprochen werden.

ECKSTEIN WIRD VERWALTUNGSRATSPRÄSIDENT

Der Verwaltungsrat der Keystone-SDA wird von Ueli Eckstein (Tamedia) präsidiert. Er folgt auf Hans Heinrich Coninx, der während 15 Jahren im Amt war. Hanspeter Lebrument, Verleger der "Südostschweiz" und ehemaliger Präsident des Verbandes Schweizer Medien, trat nach sieben Jahren zurück. Lebrument war Vizepräsident.

Neu sind Clemens Pig, Vorsitzender der Geschäftsleitung der APA, und Matthias Hagemann, Verwaltungsratspräsident von Radio Basilisk, Vizepräsidenten. Neu im 10-köpfigen Gremium Einsitz nehmen Karin Thiller, Geschäftsführerin der APA, Silvio Lebrument, Geschäftsführer Medien Somedia, sowie Christine Gabella, Generalsekretärin Medias Suisse. Die bisherigen Mitglieder wurden im Amt bestätigt.

Das Geschäftsjahr 2017, das letzte vor der Fusion, schloss die SDA-Gruppe mit einem Verlust von 3,1 Millionen Franken ab nach einem Gewinn von 2 Millionen Franken im Vorjahr. Der Ertrag sank um 2,7 Prozent auf 32,8 Millionen Franken. Die Gewinnreserven betrugen 18,2 Millionen Franken. Vor der Fusion schüttet die SDA 12,4 Millionen Franken als Dividende an die Altaktionäre aus.

SDA WIRD AUSGEHÖHLT

Die SDA-Belegschaft und die Gewerkschaften sind schockiert über diese Dividendenausschüttung. Die SDA werde zugunsten der Aktionäre ausgehöhlt, lautet der von der Gewerkschaft Syndicom, dem Verband Impressum und dem SDA-Redaktionskomitee (Reko) erhobene Vorwurf.

Mittel für den Weiterbetrieb oder für einen würdigen Sozialplan der gekündigten und an die Arbeitslosenkasse verwiesenen über 60-Jährigen würden der Firma entzogen, kritisierte Syndicom-Vizepräsidentin Stephanie Vonarburg vor den Medien in Bern.

Gerade Grossaktionär Tamedia habe nach einem Jahresgewinn von über 170 Millionen Franken den Anteil von etwa 4 Millionen an der SDA-Reserve nicht nötig.

Der Journalistenverband Impressum nahm als Kleinaktionär an der Versammlung teil. Er stellte den Antrag, die Dividendenausschüttung zu halbieren, scheiterte aber. Auch der Antrag, Verwaltungsrat und Geschäftsleitung nicht zu entlasten, unterlag.

Diese mussten sich wie Verwaltungsrat Hagemann, dessen Nichtwiederwahl Impressum verlangte, den Vorwurf gefallen lassen, geschäftsschädigend zu handeln.

DEFIZIT WEGEN FUSION UND ABBAU

Zudem nahm die Redaktionskommission (Reko) der SDA den Geschäftsbericht unter die Lupe. Dabei zeigte sich gemäss Reko-Mitglied und SDA-Wirtschaftsredaktorin Tina Tuor, dass das vermeintliche Defizit zum grossen Teil auf Fusions- und Restrukturierungskosten zurückzuführen ist.

Dabei schlugen vor allem Beratungskosten und Rückstellungen dafür zu Buche. Die Rückstellungen beliefen sich auf 3,2 Millionen Franken. Auch der übrige Betriebsaufwand stieg um 1,1 auf 3,4 Millionen Franken.

Das Argument eines strukturellen Defizit, das bisher zur Begründung des Abbaus von 36 der 150 Vollzeitstellen herhalten musste, stimme nicht. Rechne man die Zusatzkosten heraus, hätte die SDA einen Reingewinn von 1,2 Millionen Franken erzielt, sagte Tuor.

Auch der Zeitpunkt der Dividendenausschüttung Ende Juni wurde kritisiert. Die Schlichtung unter Ägide des Staatssekretariats für Wirtschaft sei dann noch lange nicht beendet, das Geld aber bereits weg.

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(AWP)