Mitte August hatte der Stromproduzent darüber informiert, dass die rumänische Steuerbehörde ANAF (Agentia Nationala de Administrare Fiscala) nach einem Steueraudit bei der Bukarester Niederlassung der Alpiq Energy SE vorläufig einen Betrag von 175 Mio EUR verlangt. Nun habe die Behörde den finalen Entscheid zugestellt, hiess es am Freitagabend.

Damit sei die Position von Alpiq unberücksichtigt gelassen. Denn die Gesellschaft bestreitet "das ermittelte Steuerbetreffnis sowohl dem Grunde als auch der Höhe nach" und will es anfechten. Finanzchef Thomas Bucher hatte sich Ende August zuversichtlich gezeigt, den Steuerfall zu gewinnen.

DAMOKLESSCHWERT

Der geforderte Betrag werde bis zum Vorliegen eines rechtskräftigen Entscheids mit einer Bankgarantie sichergestellt, hiess es am Freitag weiter. Im ersten Semester wurde keine Rückstellung gebildet, was auch bis auf weiteres gelte, so ein Sprecher am Montag zu AWP.

Zudem läuft noch ein "Investitionsschutz-Schiedsverfahren" mit dem rumänischen Staat, dessen Streitwert den Steuerentscheid übertreffe. Um wie viel es genau geht, will Alpiq nicht sagen.

2014 wurde eine Schiedsklage gegen langfristige Lieferverträge eingereicht, welche die - vom rumänischen Staat kontrollierte und "angeblich" insolvente - Hidroelectrica 2012 überraschend gekündigt hat. Die Vertragskündigung hatte sich bei Alpiq negativ auf die Ergebnisse im Jahr 2012 ausgewirkt. Die Buchwerte, inklusive Goodwill aus Akquisitionen, wurden damals mit rund 80 Mio und der EBITDA-Beitrag mit rund 20 Mio beziffert.

An der Börse gab die eher illiquide Alpiq-Aktie mit geringem Freefloat am Montag deutlich ab; bei Handelsschluss summierten sich die Verluste auf 3,8%. Derzeit sei nicht absehbar, ob und allenfalls in welcher Höhe schlussendlich Steuern bezahlt werden müssten, kommentierte die ZKB. Die Angelegenheit dürfte aber sicherlich noch länger dauern und dieses "Damoklesschwert" über Alpiq "hängenbleiben".

NICHTS NEUES ZUM VERKAUF DER WACHSTUMSBEREICHE

Zum geplanten Verkauf der Wachstumsfelder gibt es derweil nichts Neues. Anfang März hatte Alpiq angekündigt, ab 2018 bis zu 49% des Portfolios für Investoren zu öffnen, um die profitablen Bereiche weiterzuentwickeln. Im August hiess es dann, dass auch ein Verkauf von bis zu 100% möglich sei. Seither habe sich nichts geändert, so der Sprecher.

Mit Blick auf den zuvor angekündigten und danach abgeblasenen Verkauf von bis zu 49% des Wasserkraftportfolios, schrieb indes die "Sonntagszeitung" (SoZ) am Wochenende, der Infrastrukturfonds der Credit Suisse und das Beratungsunternehmen Fontavis im Auftrag eines UBS-Anlagefonds sowie die IST Investmentstiftung, ein Anlagevehikel für Pensionskassen, hätten zu den Bietern gehört, und im August sei es noch um die Endauswahl gegangen. Den Stopp des Verkaufs hätten die Bieter über die Medienmitteilung erfahren, so der Medienbericht.

Zu einzelnen Akteuren könne man keine Auskunft geben, sagte der Alpiq-Sprecher dazu. Es habe in- und ausländische Bieter gegeben, beim Preis und weiteren Konditionen sei man sich aber nicht einig geworden. Potentielle Investoren seien insbesondere nicht bereit gewesen, die regulatorischen Risiken mitzutragen, hatte es bereits beim Stopp des Verkaufs geheissen.

KAMPF UM KAPITALMARKTFÄHIGKEIT

Weiter schreibt die SoZ, dass Alpiq ohne Staatshilfe die Kreditwürdigkeit verlieren könnte. Denn die Analysten, die Alpiq mit "BBB" bewerten, das heisst knapp über dem "Ramsch"-Status, würden die Bewertung auf die Erwartung stützen, dass Staatshilfe für Wasserkraft kommt. Die Politiker in Bern schienen aber nicht bereit, weitere Subventionen zu sprechen.

Alpiq habe "Investmentgrade" und eine nach wie vor solide Liquidität von 1,5 Mrd CHF, entgegnet der Sprecher. Die Frage, ob Alpiq die Kreditwürdigkeit ohne Staatshilfe verlieren könnte, stelle sich demzufolge nicht. Beim Konzern hat der Erhalt der Kapitalmarktfähigkeit seit geraumer Zeit oberste Priorität sowie die Sicherstellung der Liquidität und die weitere Reduzierung der Nettoverschuldung.

ys/

(AWP)