Im ersten Quartal brachen die Verkäufe um 17 Prozent auf 552'000 Fahrzeuge ein, wie der französische Autobauer am Freitag mitteilte. So stark waren die Auslieferungen seit dem Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2009 nicht mehr gefallen. Beim Umsatz schlug das Absatzminus allerdings nicht so stark zu Buche, weil Renault dank höherer Preise und steigender Elektroauto-Verkäufe einiges wettmachen konnte. Die Erlöse schrumpften um 2,7 Prozent auf 9,7 Milliarden Euro. Ohne die Tochter Avtovaz und Renault Russland fiel der Umsatz um ein Prozent.

Mit Blick auf die Zukunft der Mehrheitsbeteiligung am Lada-Hersteller Avtovaz teilte Renault mit, die Gespräche machten Fortschritte. Der Konzern hatte wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine Ende März den Betrieb in seinem Werk in Russland eingestellt und erklärt, man prüfe Optionen für Avtovaz. Den bei diesem Anlass auf drei Prozent gesenkten Ausblick für die operative Rendite bekräftigte Renault nun. Die Prognose will das Management im Laufe des Jahres aktualisieren.

Die Verkäufe von Elektro- und Hybridautos stiegen zu Jahresbeginn um 13 Prozent und machten 36 Prozent des Gesamtumsatzes von Renault aus. Wegen der in der Branche weiter grassierenden Chipknappheit muss der Konzern seine Produktionspläne für dieses Jahr um 300'000 Fahrzeuge senken. Der grösste Teil davon entfalle auf das erste Halbjahr. Wie andere Autobauer auch, sind die Auftragsbücher von Renault voll. Wegen fehlender Bauteile kann die Nachfrage aber nicht bedient werden. Kunden müssen oft lange auf einen Neuwagen warten.

Ghosn "überrascht" von Haftbefehl

Unterdessen macht der wegen Steuerhinterziehung und Veruntreuung beschuldigte frühere Renault- und Nissan-Chef Carlos Ghosn wieder von sich reden. Einem Sprecher zufolge zeigte sich der 68-Jährige überrascht von Medienberichten, wonach Staatsanwälte in Frankreich internationale Haftbefehle gegen ihn und weitere Personen erlassen haben. Dabei handelt es sich den Berichten zufolge um aktuelle und frühere Verantwortliche eines Autohandelshauses im Oman. Laut "Wall Street Journal" hat ein Untersuchungsrichter in Nanterre insgesamt fünf Haftbefehle erlassen. Der frühere Spitzenmanager soll Millionen an Dollar von Renault über den omanischen Autohändler geschleust und für persönliche Zwecke eingesetzt haben. Dazu gehöre auch eine 120-Fuss-Yacht. Die Ermittler in Nanterre waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Ghosn war vor gut vier Jahren in Tokio verhaftet worden und nach mehreren Monaten im Gefängnis gegen Kaution unter Hausarrest gestellt worden. Das nutzte er zu einer spektakulären Flucht in den Libanon, wo er aufgewachsen ist. Ghosn bestreitet jegliche Verfehlungen und sieht sich als Opfer einer Verschwörung.

(Reuters)