Der dienstälteste Vorstandschef einer europäischen Grossbank teilte seinen Aktionären am Dienstag auf der Hauptversammlung in Paris seine überraschende Entscheidung mit, sich nicht um eine Wiederernennung zu bewerben. Das Auswahlverfahren für seinen Nachfolger werde bis zum nächsten Jahr abgeschlossen sein, teilte die Bank mit.

“Ich habe viel über die verschiedenen Optionen nachgedacht”, sagte Oudea, 58, auf der GV. Seine Entscheidung geschehe “mit Blick auf die Interessen der Gruppe und die Herausforderungen der nächsten Jahre”.

Seit seiner Ernennung im April 2008 konnte Oudea einen Rückgang der Bewertung der Bank um fast zwei Drittel nicht verhindern - was allerdings das Schicksal des gesamten Sektors widerspiegelt. Bemerkenswert war seine Langlebigkeit in einer für Banken turbulenten Zeit - die Deutsche Bank etwa verbrauchte im selben Zeitraum fünf Vorstandschefs.

Das Pariser Geldhaus hat zuletzt eine Achterbahnfahrt hinter sich. Zu Beginn der Pandemie erlitt sie hohe Verluste, bevor sie im letzten Jahr einen Rekordgewinn einfahren konnte. Jetzt versetzten ihr die Sanktionen gegen Russland, wo sie zu den am stärksten engagierten Banken gehört, einen herben Rückschlag: Letzten Monat musste sie ihre dortige Sparte Rosbank an den russischen Milliardär Wladimir Potanin verkaufen - mit einem Verlust von wahrscheinlich etwa 3,1 Milliarden Euro. Die SocGen war damit die erste große europäische Bank, die sich von ihrem Russlandgeschäft trennte. Raiffeisen Bank International und UniCredit denken noch darüber nach.

Zu den potenziellen Nachfolgern gehören Slawomir Krupa, der das Firmenkunden- und Investmentbanking-Geschäft leitet, Sebastien Proto, der Chef des heimischen Privatkundengeschäfts, sowie die beiden stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Philippe Aymerich und Diony Lebot.

(Bloomberg)