"Biosuisse geht es vor allem darum, dass die höheren Preise gerechtfertigt sind", sagte Balz Strasser im Vorfeld der Jahreskonferenz von Biosuisse am Dienstag auf Anfrage. "Uns geht es um den Mehrwert, den Biobauern erbringen. Sie leisten einen grossen Beitrag zur Biodiversität, indem sie beispielsweise keine chemisch-synthetischen Pestizide benutzen", sagte Strasser.

Die mitunter hohen Preise und Margen auf dem Schweizer Biomarkt sorgten zuletzt im Januar 2023 für Kritik vonseiten des Konsumentenschutzes an den Marktführerinnen Coop und Migros. Die beiden Unternehmen teilten sich im vergangenen Jahr nahezu Dreiviertel des Marktes untereinander auf. Ein Preissenkungen beinhaltender Vorschlag zur freiwilligen Begrenzung der Preise für Bioprodukte vonseiten des Preisüberwachers Stefan Meierhans wurde von Coop und Migros abgelehnt.

Neues Label in der Gastronomie

Biosuisse will das Angebot weiter vergrössern und sucht aktiv Produzenten und Produzentinnen, die an einer Umstellung auf Bio interessiert sind, wie der Dachverband bekannt gab. "Wir haben eine Ackerbauoffensive geplant und suchen 15'000 Hektaren Ackerland zusätzlich, die bis 2027 auf Bio umstellen wollen. Das entspricht rund 500 neuen Bio-Höfen in den nächsten fünf Jahren", sagte Biosuisse-Geschäftsführer Strasser.

Anlässlich der Jahresmedienkonferenz stellte Biosuisse auch "Bio Cuisine" vor. Mit dem neuen Label will der Verband nachhaltige Gastronomie sichtbar machen und den Anteil Bio auf dem Teller weiter steigern. Biosuisse rechnet bis in drei Jahren mit 700 lizenzierten Betrieben und einem zusätzlichen Umsatz für den gesamten Bio-Markt von rund 120 Millionen Franken.

Aktuell arbeiten rund 7560 Landwirtschaftsbetriebe nach den Richtlinien von Biosuisse. Sie verarbeiten 187'090 Hektar Landwirtschaftsfläche. Dies entspricht rund 10'030 Hektaren mehr als noch im Jahr 2022. Die meisten Neu-Umstellungen stammten aus den Kantonen Bern, Zürich und Waadt. Mit 64,3 Prozent hat der Kanton Graubünden den grössten Anteil Bio-Betriebe. Landesweit sind es 17,3 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe.

Positiver Trend trotz Umsatzrückgang

Der Anteil von Bioprodukten auf dem Schweizer Lebensmittelmarkt ist 2022 auf 11,2 Prozent gestiegen. Damit wuchs er um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie Biosuisse mitteilte. Während der Anteil der Bioprodukte auf dem Markt stieg, sank der Umsatz verglichen mit 2021 um 200 Millionen auf 3,8 Milliarden Franken.

Biosuisse erklärte den Umsatzrückgang auf der Jahreskonferenz mit dem Wegfall der coronabedingten Sondereffekte, die den Umsatz 2020 vorerst stark ansteigen liessen. Pro Kopf wurde 2022 im Durchschnitt für 439 Franken Bio konsumiert. Verglichen mit dem ersten Pandemiejahr 2020 also etwas weniger.

Mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 200 Millionen Franken folgt der Umsatz von Biolebensmitteln jedoch langfristig einem positiven Trend, wie Biosuisse mitteilte. "Bio wächst kontinuierlich weiter", sagte Verbandspräsident Urs Brändli.

In den verschiedenen Handelskanälen lag der Umsatz 2022 über dem Niveau von vor der Pandemie. Er entwickelte sich aber je nach Handelskanal und Detailhändler unterschiedlich: Während Marktführerin Coop (41,1 Prozent Marktanteil) beispielsweise 3,6 Prozent weniger Umsatz mit Bioprodukten machte als noch 2021, konnte die Migros zeitgleich um 0,9 Prozent zulegen.

(AWP)