Die Anteile von Digital World Acquisition Corp. mit dem Tickersymbol DWAC haben den Kurs im amerikanischen Donnerstags-Handel auf 45,50 Dollar mehr als vervierfacht. Zwischenzeitlich erreichte der Kurs fast 52 Dollar. Im vorbörslichen Handel am Freitag ist der Kurs um 65 Prozent höher gestellt. 

Der Intraday-Kurs von DWAC (Chart: cash.ch).

Und dies hat vor allem mit Ex-Präsident Donald Trump zu tun. Trump hat zwar spätestens mit dem Amtsantritt von Joe Biden als US-Präsident im Januar de facto seine gesamte politische Macht verloren. Von den sozialen Netzwerken Twitter und Facebook wurde der kontroverse Politiker und Geschäftsmann gesperrt, nachdem seine Anhänger am 6. Januar das Kapitol in Washington DC angriffen.

Doch an der Börse verfängt sein Name weiterhin. Und zwar genau deswegen, weil Twitter und Facebook in gesperrt haben. Trump, der wohl definitiv an einem Comeback für die Wahlen 2024 arbeitet, will ein eigenes Soziales Netzwerk mit den Namen "Truth Social" aufbauen. Über seine 89 Millionen Follower bei Twitter hatte Trump im Wahlkampf 2016 und in seiner von 2017 bis 2021 reichenden Amtszeit ein sehr starkes Element in der Hand, um seine Meinungen, Botschaften und Polemiken in die Welt zu tragen. So eine Basis will er, mit den nächsten Präsidentschafts-Nominierungen und -Wahlen im Visier, wiedererlangen. 

Der SPAC DWAC soll mit der privat gehaltenen Trump Media & Technology Group fusionieren, um diese so an die Börse zu bringen. Diese Gesellschaft will das neue Soziale Netzwerk betreiben. 

Acht Mal häufiger gehandelt als Bitcoin-ETF

Die Ankündigung dieses Deals führte am Donnerstag dazu, dass DWAC zum Top-Kauf an der US-Börse wurde. Der SPAC wurde vier Mal häufiger gehandelt als PayPal und acht Mal so viel wie der neue Krypto-ETF "ProShares Bitcoin Strategy", der nach seinem Debut am Mittwoch sofort massives Anleger-Interesse auf sich zog. 

Der Trump-SPAC war das am meisten erwähnte Unternehmen bei Stocktwits, der Chat-Plattform, die vor allem bei Daytradern und Momentum-Aktionären beliebt ist. Auch bei WallStreetBets war der Name hoch im Kurs und erinnerte an den Hype um die Aktien von GameStop und AMC, die Anfang Jahr von Retail-Tradern massiv nach oben getrieben wurden. Der Handel mit DWAC wurde am Donnerstag wegen der heftigen Kursbewegungen zwischenzeitlich mindestens fünf Mal gestoppt.  

 

Der Kurshöhenflug des SPAC erinnerte auch an den Hype um diese Anlageform im ersten Halbjahr 2021. Um SPACs, ein umstrittenes Finanzierungssystem, ist es Mitte Jahr wieder ruhiger geworden. In Sozialen Medien wurden aber in Anlehung auf Trumps Wahlslogan "Make America Great Again" Memes mit der Aussage "Make SPACs Great Again" geteilt. 

Diese Firmen, auch "Blanco-Cheque"-Unternehmen genannt, sammeln Investorengeld ein, um später den Börsengang eines meist vorher noch nicht bekannten Unternehmens zu ermöglichen. Ein bekanntes Beispiel der SPAC Churchill Capital IV, mit dem er Elektroautohersteller Lucid im vergangenen Juli an die Börse ging. 

Kritik an der Bewertung des Medienunternehmens

Mit DWAC würde, wenn sich die Pläne materialisieren, die Trump Media & Technology Group zu einem börsennotierten Unternehmen. Mit diesem Unternehmen will Trump nicht nur ein Soziales Netzwerk lancieren, sondern ein ganzes Medienunternehmen gründen. Trump wirft grossen Tech-Firmen wie Twitter und Facebook sowie auch TV-Kanälen wie CNN vor, ihn nicht zu Wort kommen zu lassen.

Gemäss einer Medienmitteilung soll das Unternehmen im ersten Quartal 2022 operativ sein. Dies wäre noch vor den so geannnten Mid-Term Elections für den Kongress. An Trumps Vorhaben, einen Medienkonzern gründen zu können, bestehen allerdings auch Zweifel. Der im Zusammenhang mit den DWAC-Deal genannte Wert von 825 Millionen Dollar für die Trump-Mediengruppe könnte nicht haltbar sein. Es besteht bisher kein Business Plan und potentielle Investoren wissen noch wenig über das Unternehmen. Kritiker weisen auch auf regulatorische Hürden für ein solches Unternehmen hin, da gegen Trump mehrere juristische Untersuchungen laufen.

Gleichzeitig ist Trump, wie seine Wahl 2016 zeigte, immer wieder für Überraschungen gut. Mit der Möglichkeit eines Comebacks hat der Hype um den Börsengang seiner Mediengesellschaft dennoch wohl zunächst wenig zu tun. Auch der 2016 unterlegenen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton wurde jahrelang nachgesagt, das Präsidentenamt noch einmal anstreben zu wollen. 2020 kandidierte dann effektiv der heutige Amtsinhaber Biden. 

Mit Material der Nachrichtenagentur Bloomberg.