Die Liquiditätshausse an den Aktienmärkten geht ungebremst weiter. Erstmals seit Anfang 2008 schloss der Swiss Market Index (SMI) am Mittwoch über der 8000-Punkte-Marke. Und der amerikanische Leitindex markierte gar ein neues Allzeithoch bei gut 15'000 Zählern.

Die Schweizer Börse hingegen ist noch 15 Prozent vom Höchststand im Juni 2007 entfernt. "Der SMI hat somit noch Raum nach oben", sagt Eric Steinhauser, Anlagechef bei der Zürcher Privatbank Rahn & Bodmer, im cash-Börsen-Talk.

Die Tiefzinspolitik der Notenbanken weltweit zwingt vor allem institutionelle Anleger wie Pensionskassen verstärkt in Aktienmärkte zu investieren. Denn auf dem Obligationenmarkt lässt sich eine angemessene Rendite kaum mehr erwirtschaften. Teilweise ist die Rendite sogar negativ. Selbst die Notenbanken springen nun auf die Aktien-Rally auf. So kaufte die Schweizerische Nationalbank (SNB) für rund 470 Millionen Franken türkische Aktien.

Privatanleger schielen vermehrt auf Aktien

Doch auch bei Privatanlegern nimmt der Risikoappetit zu. "Wir stehen vor einer zweiten Kaufwelle", sagt Steinhauser. Angetrieben werde diese auch durch die Börsen-Präsenz in den Medien, die vermehrt Rekordstände an den Aktienmärkten verkünden. Das animiere die Anleger, ihre Aktienquote zu überdenken und allenfalls zu erhöhen. Eine Tendenz, die auch bei Kunden von Rahn & Bodmer zunehmend zu beobachten sei, so der Anlagechef der Privatbank.

Laut Steinhauser ist es wahrscheinlich, dass in den kommenden drei bis sechs Monaten mehr Liquidität seitens Privatanleger in die Märkte fliesse. "Dies wird die Märkte zusätzlich unterstützen."

Viele Anleger warten aber noch eine Korrektur ab, bevor sie zukaufen. Doch bis anhin hat eine solche kaum stattgefunden. Einzig Anfang April bewegten sich die Kurse während zwei Wochen nach Süden - der Taucher betrug 4,5 Prozent. Seither geht es aber wieder bergauf. Steinhauser schlägt folgende Anlagestrategie vor: Ungefähr die Hälfte der geplanten Aktienkäufe sofort tätigen und für die andere Hälfte eine Korrektur abwarten. Denn Rückschläge zwischen fünf bis zehn Prozent seien jederzeit möglich, so der Anlageprofi.

Defensivwerte nach wie vor ein Kauf

In den vergangenen Monaten avancierten vor allem bestimmte Defensivwerte. Die Novartis-Aktie zum Beispiel verteuerte sich seit Jahresbeginn um über 22 Prozent, während der SMI gut 18 Prozent haussierte. Doch für Steinhauser ist Novartis nach wie vor ein Kauf.

Zum erweiterten Favoritenkreis zählt er auch Syngenta, Givaudan und Nestlé. Dies, obwohl die Titel nicht mehr so günstig bewertet sind. Doch die Dividendenrendite mache ein Engagement attraktiv, so Steinhauser. Nestlé zum Beispiel zahlt über drei Prozent Rendite.

Im Steigflug befinden sich auch die beiden Grossbankentitel UBS und CS. Doch Steinhauser mahnt wie schon im letzten Börsen-Talk Mitte Januar zur Vorsicht. "Unklar ist, wie stark sich der zunehmende Regulationsdruck auf die Banken auswirken wird." Im Finanzbereich gibt er der Swiss-Re-Aktie den Vorzug. Die Titel des Rückversicherers sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von knapp 9 und einem Abschlag von 10 Prozent moderat bewertet.

 

Bei welchen Titeln Enttäuschungspotenzial besteht und als Folge davon Gewinne realisiert werden sollten, sagt Steinhauser im Börsen-Video. Zudem äussert er sich über die Gefahr von Blasenbildungen an den Finanzmärkten.