"Es braucht nicht viel, um uns in eine Rezession zu treiben", sagte Verbandschef Tony Danker. "Selbst wenn das nicht passiert, wird es sich für zu viele Menschen dennoch wie eine Rezession anfühlen." Unternehmen hätten mit steigenden Kosten zu kämpfen, und Menschen mit geringeren Einkommen müssten sich Gedanken machen, wie sie Rechnungen bezahlen und Lebensmittel kaufen können. Die Regierung müsse dringend Massnahmen ergreifen, forderte Danker. "Untätigkeit in diesem Sommer würde eine stagnierende Wirtschaft im Jahr 2023 in Stein meisseln, und eine Rezession wäre eine sehr realistische Sorge."
Der Verband mahnte die Regierung, die mit der EU vereinbarten Brexit-Regeln für Nordirland nicht einseitig aufzukündigen und so einen Handelskrieg mit der Union zu riskieren. Zudem müsse die Regierung als ehrlicher Vermittler zwischen Eisenbahnunternehmen und Gewerkschaften agieren, damit Streiks und ein Reisechaos im Sommer abgewendet würden. Genehmigungszeiten für Offshore-Windparks müssten auf ein Jahr verkürzt, Unterstützungsmassnahmen für Investoren und Unternehmen ausgeweitet werden. Wichtig sei ausserdem, den Fachkräftemangel stärker zu bekämpfen.
Historischer Rückgang von Haushaltseinkommen
Den CBI-Schätzungen zufolge sinken die verfügbaren Realeinkommen der Haushalte im Jahresverlauf um 2,3 Prozent - so stark wie seit Mitte der 50er Jahre nicht. Die Inflation bleibe hoch. Auch wegen der Energiepreise rechnet der Verband im Oktober mit einer Teuerung von 8,7 Prozent. Angetrieben werde die Inflation von Lieferkettenproblemen, steigenden Rohstoffpreisen und dem russischen Krieg gegen die Ukraine. "Das Ergebnis ist ein historischer Rückgang der Haushaltseinkommen, der die Verbraucherausgaben senken wird", betonte der Verband. Erst Ende 2023 sinke die Teuerungsrate wohl wieder auf 1,9 Prozent und damit auf das Niveau von rund 2 Prozent, das die Zentralbank anstrebt.
"Der Krieg in der Ukraine, eine globale Pandemie, andauernde Belastungen der Lieferketten - und davor der Brexit - haben sich als giftiges Gebräu für das britische Wirtschaftswachstum erwiesen", sagte CBI-Chefvolkswirtin Rain Newton-Smith. "Unter dem Strich bleiben die Aussichten für britische Exporte weitaus schlechter als für unsere globalen Wettbewerber." Premierminister Boris Johnson hat wiederholt behauptet, dass sich die britische Wirtschaft nach der Pandemie als stärker erwiesen habe als die der anderen G7-Staaten.
Zuvor hatte bereits der Handelskammerverbund British Chambers of Commerce seine Konjunkturerwartungen deutlich gesenkt.
(AWP)