In einem Interview mit dem "Tagesanzeiger" kommt Bundeskanzler Walter Thurnherr zu dem Schluss, das Verhältnis zwischen Politik und Wissenschaft sei in der Schweiz generell zu wenig geklärt und zum Teil angespannt.
Kontakte zwischen beiden Sphären seien rar. In der Pandemie habe es plötzlich Medienkonferenzen mit Wissenschaftlern gegeben, von denen die Politiker vorher noch nicht einmal gewusst hätten, dass es sie gab. So habe der Bundesrat in der Pandemie die Covid-Taskforce der Wissenschaft erst am 30. März 2020 eingesetzt. Das sei eindeutig zu spät gewesen, sagte Thunherr.
Die Schweizer Politik funktioniere im Wesentlichen mehrheits-, nicht evidenzbasiert. Oft habe die Politik die Wissenschaft nur bemüht, wenn es darum ging unangenehme Wahrheiten auszusprechen oder eigene Politik zu bestätigen. Widerspruch der Wissenschaftler sei weniger akzeptiert worden. Der Austausch zwischen Politik und Wissenschaft müsse in Zukunft intensiver und institutionalisiert werden.
(AWP)