"Ja, es gibt viele Probleme. Aber es gibt auch unzählige Menschen, in der Schweiz und überall auf der Welt, die diese Probleme anpacken. Deshalb dürfen wir mit Zuversicht in die Zukunft blicken", sagte Berset in seiner rund vierminütigen Radio- und Fernsehansprache, die im Landesmuseum in Zürich aufgezeichnet wurde.

In Krisen wie der Corona-Pandemie und nun dem Krieg in Europa habe die Schweiz gelernt zusammenzuhalten, wenn es darauf ankomme. Das Land habe gelernt, "dass die Institutionen stark sind und uns tragen". Berset erwähnte dabei insbesondere die Sozialwerke, das Gesundheitswesen und die öffentlichen Finanzen.

Der neue Bundespräsident verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Bedeutung der Bundesverfassung von 1848. Ihr verdanke die Schweiz ein Leben in Sicherheit und Wohlstand. "Ihr verdanken wir unsere Kultur des Dialogs." Auf diesem Engagement baue die Schweiz noch heute auf.

"Das, was uns eint, höher gewichtet"

Nach dem Sonderbundskrieg hätten die siegreichen Kantone nicht einfach eine neue Verfassung geschrieben und sie den unterlegenen katholischen Kantonen aufgezwungen. "Nein, sie haben es zusammen mit ihnen gemacht, und einen souveränen Staat geschaffen, der auf Augenhöhe mit den Mächten Europas war."

Im Landesmuseum könne man sehen, mit welchen Herausforderungen die Schweiz konfrontiert gewesen sei und wie sie diese angepackt habe. "Wir haben das, was uns eint, höher gewichtet, als das, was uns trennt. Und haben so den Zusammenhalt gestärkt."

Er sei sich natürlich bewusst, dass sich nicht alle Probleme lösen liessen, so Berset weiter. Es gehe aber darum, zu deren Lösung beizutragen. "Engagement bedeutet, dass wir uns öffnen, dass wir uns nicht auf uns selbst zurückziehen. Weil wir wissen, dass die Probleme anderer früher oder später auch zu unseren eigenen Problemen werden."

Zum Schluss seiner Ansprache wünschte der Bundespräsident der ganzen Bevölkerung ein gutes Neues Jahr "mit viel Freude, mit Neugierde, mit gemeinsamen Erlebnissen".

Der 50-jährige Freiburger Berset wurde vom Bundesparlament am 7. Dezember nach 2018 zum zweiten Mal zum Bundespräsidenten gewählt. Mit lediglich 140 Stimmen fiel das Resultat allerdings unterdurchschnittlich aus. Berset sagte nach der Wahl vor der Vereinigten Bundesversammlung, er sehe die Schweiz vor grossen Aufgaben - im Kontext mehrerer Krisen. Dank ihrer Stabilität sei sie aber gut gerüstet.

(AWP)