Der Bundesrat will aus den Fehlern des Vorjahres lernen und auf einen allfälligen Wiederanstieg der Corona-Fallzahlen im Herbst und Winter besser vorbereitet sein.

Die epidemiologische Lage ist wie vor einem Jahr gut. Dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) sind am Mittwoch innerhalb von 24 Stunden 129 neue Coronavirus-Ansteckungen, ein neuer Todesfall und sechs Spitaleinweisungen gemeldet worden.

Auch im Sommer 2020 wähnte man sich in Sicherheit - bis die Schweiz im Herbst von der zweiten Corona-Welle überrascht wurde.

"Wir gehen davon aus, dass die Fallzahlen im Herbst wieder steigen", sagte Gesundheitsminister Alain Berset vor den Medien in Bern. "Die Saisonalität, Reisen ins Ausland, die Anzahl nicht geimpfter Personen und neue Virusvarianten sind die Gründe für diese Annahme", erklärte er.

Mit der neuen Virusvariante Delta sei das Impfen noch wichtiger geworden. "Früher oder später werden wir alle mit dem Virus in Kontakt kommen, sei es mit einer Impfung oder einer Ansteckung", sagte Berset. Am Mittwoch wurden von den festgestellten mutierten Varianten knapp 30 Prozent der Delta-Mutation zugeordnet.

Repetitive Tests an Schulen

Da in Ländern, in denen die Delta-Variante vorherrschend ist, überdurchschnittlich viele Ansteckungen in Schulen festgestellt werden, fordert der Bundesrat die Kantone auf, nach den Sommerferien mit repetitiven Test den Schulbetrieb sicher zu stellen.

Neben den Tests sind für den Bundesrat die schnelle Erkennung von neuen Virusvarianten, die Erhöhung der Impfbereitschaft und die Vorbereitung der dritten Impfung nach zwölf Monaten für die nächste Zeit zentral. "Bei der Impfbereitschaft gibt es noch Luft nach oben", meinte Berset.

Im Hinblick auf den Herbst sollen die Kapazitäten für die Kontaktverfolgung sichergestellt werden. Bei künftigen neuen Massnahmen seien auch die Kantone in der Pflicht, erklärte Berset. "In der normalen Situationen sollen die Kantone Massnahmen ergreifen. Sollte es sehr schwierig werden, wird der Bund eingreifen."

Maskenpflicht würde wieder für alle gelten

Wer hoffte, mit der Impfung von Massnahmen in Zukunft verschont zu werden, wurde am Mittwoch enttäuscht. "Unterschiedliche Regeln für geimpfte und nicht geimpfte Personen sind schwierig für eine Gesellschaft", sagte Berset. Bei der Maskenpflicht würde etwa offensichtlich, wer geimpft sei und wer nicht. "Die Regeln werden einheitlich sein", erklärte er. "Alles andere wäre auch sehr schwer umsetzbar."

Weiter hat der Bundesrat entschieden, die Swiss-Covid-App per Juli um eine Check-in-Funktion zu erweitern. Veranstalter können ihre Gäste mit der App registrieren. Wird eine Person nach einer Veranstaltung positiv auf das Coronavirus getestet und gibt den Covidcode in die App ein, erfolgt eine automatische Benachrichtigung an alle Gäste.

Definitiv entschieden hat der Bundesrat schliesslich, was mit den Impfdosen von Astra-Zeneca geschehen soll. Vier Millionen Dosen sollen an Covax gehen. Covax ist eine Initiative, die einen weltweit gleichmässigen und gerechten Zugang zu Impfstoffen gewährleisten will. 5,3 Millionen Dosen hat die Schweiz vergangenen Oktober vom Astrazeneca-Impfstoff bestellt. Bis heute ist der Impfstoff in der Schweiz nicht zugelassen.

(AWP)