Der Bundesrat überarbeitete seine Langfristperspektive mit Blick auf künftige Bahnausbauten. Stand bisher die Beseitigung von Engpässen und ein verdichteter Takt im Fokus der Strategie, sind es nun die kurzen und mittleren Distanzen. Die Perspektive "Bahn 2050" ersetzt die Langfristperspektive von 2012.
Der Bundesrat nannte als Beispiele zusätzliche S-Bahn-Angebote oder eine Aufwertung der Bahnhöfe in Vorstädten. Diese sollen vermehrt von Interregio- oder auch Regionalexpress-Zügen bedient werden.
Punktuelle Fahrzeitverkürzungen
Auch bei Verbindungen zwischen regionalen Zentren respektive regionalen Zentren und Agglomerationen sieht die Landesregierung Luft nach oben. Das grösste Verlagerungspotenzial auf die Schiene liege in den Agglomerationen, begründete sie den Fokuswechsel.
Im Fernverkehr will der Bundesrat gemäss der neuen Strategie in erster Linie dort ansetzen, wo der Zug heute gegenüber dem Autoverkehr im Nachteil ist. Es würden punktuell Fahrzeitverkürzungen angestrebt, schreibt er.
Beim Güterverkehr schliesslich sollen neue intermodale Umschlagplattformen und City-Logistik-Anlagen den Zugang zur Bahn verbessern. Von den geplanten Neuerungen verspricht sich der Bundesrat einen Beitrag an die Erreichung der Klimaziele. Im Jahr 2050 soll die Schweiz unter dem Strich keine Treibhausgase mehr ausstossen.
Zugleich passte der Bundesrat am Mittwoch schon beschlossene Ausbauschritte an. Zum Beispiel will er den Lötschberg-Basistunnel durchgehend zweispurig ausbauen und dieses Vorhaben in den Ausbauschritt 2035 aufnehmen. Dies soll dem Tunnel mehr Kapazität geben und den Betrieb stabilisieren.
Zweite Lötschberg-Röhre
Der Vollausbau am Lötschberg sowie weitere Projekte werden mehr kosten als zunächst budgetiert. Genannt werden dabei der Brüttenertunnel zwischen Zürich und Winterthur, der Zimmerberg-Basistunnel zwischen Zürich und Zug, der Bahnhof Stadelhofen in Zürich sowie der Knoten Genf.
Für Beträge, die nicht bei anderen Projekten kompensiert werden können, beantragt der Bundesrat deshalb zusätzliche 720 Millionen Franken. Im Rahmen des Bahninfrastrukturfonds (BIF) seien diese Mehrausgaben gedeckt, schrieb er. Auch der Betrieb und der Substanzerhalt blieben langfristig finanziert.
Eine Folge der Ausbauten seien mehr Baustellen und ein deshalb gelegentlich instabiles Angebot, so der Bundesrat. Damit die Baustellen zumutbar blieben, würden manche Arbeiten nur verzögert ausgeführt. Die Folge ist, dass in einigen Fällen Verbesserungen erst drei bis fünf Jahre später kommen als geplant.
Die Vorschläge des Bundesrates gehen nun bis zum 14. Oktober in die Vernehmlassung. Die Botschaft ans Parlament für einen weiteren Bahn-Ausbauschritt ist für 2026 vorgesehen. Der Entscheid für den übernächsten, grösseren Ausbauschritt ist für 2030 vorgesehen.
(AWP)