Im Vertrag zwischen Michel Platini und der Fifa gebe es keinen Hinweis darauf, dass die an ihn ausgezahlten 300'000 Franken lediglich eine "Anzahlung" gewesen seien und der Ex-Uefa-Präsident eigentlich eine Million Franken pro Jahr für seine Beratertätigkeit erhalten sollte. Dies sagte die Verteidigerin der Fifa, Catherine Hohl-Chirazi, am Donnerstag vor Bundesstrafgericht.

Auch habe keine Ratifizierung der Zahlung stattgefunden, fuhr Hohl-Chirazi fort. Die Zahlung sei weder auf der Tagesordnung, noch erwähnt oder diskutiert worden. Zudem habe Platini auch nicht bekannt gegeben, die Summe erhalten zu haben.

Die Fifa treffe keine Schuld, erklärte die Verteidigerin vor Gericht. Für einen Fifa-Mitarbeitenden sei die am 1. Februar 2011 getätigte Zwei-Millionen-Zahlung nicht nachvollziehbar gewesen. Sie tauche nämlich nirgends auf, hielt Hohl-Chirazi fest. Dies lege den Schluss nahe, dass die Zahlung ohne rechtlichen Grund getätigt worden sei.

Die Fifa sei "arglistig getäuscht" worden, resümierte die Verteidigerin. Sie forderte vor Bundesstrafgericht eine Ersatzzahlung von 2'229'126 Franken.

Es folgt Blatters Verteidigung

Die Bundesanwaltschaft wirft Blatter und Platini Betrug vor. Blatter soll eine Zwei-Millionen-Zahlung für angebliche Beraterdienste Platinis für die Fifa zwischen Juli 1998 und Juni 2002 gutgeheissen haben.

Die beiden Beschuldigten hatten die Vorwürfe in der vergangenen Woche vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona in aller Deutlichkeit zurückgewiesen. Platini sieht in der Anklage ein Komplott, das dazu gedient habe, ihn als Fifa-Präsidenten zu verhindern und den Weg für Gianni Infantino frei zu machen.

Die Hauptverhandlung vor der Strafkammer dauert noch bis zum 22. Juni. An den insgesamt elf Verhandlungstagen wird jeweils nur am Vormittag debattiert - bis spätestens 13.30 Uhr. Der Gesundheitszustand von Joseph Blatter lässt maximal vier Stunden pro Tag zu. Die Fifa tritt im Verfahren als Privatkläger auf. Die Urteilseröffnung ist auf den 8. Juli festgelegt.

Die Verhandlung wird am Freitag mit dem Plädoyer der Verteidigung von Joseph Blatter um 9.00 Uhr fortgesetzt.

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(AWP)