"China könnte vor einer echten Herausforderung in der Corona-Pandemie stehen", sagte BND-Chef Bruno Kahl in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. "Auch die Chinesen scheinen zu merken, dass die radikale No-Covid-Politik mit ihrer Abschottung sehr schwierig durchzuhalten ist." Es gebe erste Kratzer an dieser Ideologie durch die Ausbreitung der hochansteckenden Omikron-Virus-Variante. Irgendwann liessen sich aber Millionenstädte nicht mehr so radikal abschotten und versorgen wie bisher.
Chinas radikale No-Covid-Politik ist international umstritten. Zuletzt hatte IWF-Chefin Kristalina Georgieva Chinas Führung aufgefordert, die Politik zu überdenken, weil das radikale Herunterfahren auch des wirtschaftlichen Lebens in Gebieten mit relativ wenigen Covid-Fällen eine Belastung sowohl für die chinesische als auch die weltweite Wirtschaft sei. Auch die deutsche Wirtschaft äusserte sich besorgt. Einer Studie zufolge könnte eine Verschärfung der Corona-Krise in China durch Omikron das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr halbieren.
BND-Präsident Kahl hält zudem die sogenannte "Impfstoff-Diplomatie" Chinas als "weitgehend gescheitert". Die chinesische Führung hatte mit grossem medialen Aufwand chinesischen Impfstoff in Entwicklungsländer geflogen. Es gebe aber Kritik an chinesischen Masken und Impfstoffen. "In Lateinamerika und Afrika hat sich ein negatives Bild über die Qualität des chinesischen Impfstoffes festgesetzt. Der Westen hat offensichtlich die besseren Impfstoffe", sagte der BND-Präsident.
(Reuters)
