Die Kolumne "Gopfried Stutz" erschien zuerst im 

Auf den Namen Dirk Müller können sich wohl die wenigsten einen Reim machen. Schon eher bekannt ist sein Spitzname «Mister Dax». Dazu kam der ehemalige Börsenhändler, weil er an der Frankfurter Börse unter der Kurstafel des Deutschen Aktienindexes, eben dem DAX, seinen Arbeitsplatz hatte. Und wenn Medienvertreter zur Illustration ihrer Story die Kurstafel fotografierten, war auf dem Bild auch das Gesicht des Börsenhändlers Dirk Müller zu sehen.

Heute ist der 50-Jährige ein erfolgreicher Buchautor und origineller Referent. Mir gefällt an ihm, dass er nicht allen nach dem Mund redet. Ende 2012 führte ich mit ihm ein Interview. Wir sprachen auch über China (er sagte Schina).

«China wird total überschätzt», sagte er mir. Es sei ein Riese auf tönernen Füssen. Die Vereinigten Staaten würden auf wirtschaftlicher, militärischer und geheimdienstlicher Basis alles tun, um ihre Macht zu erhalten.

«Es wäre naiv von uns zu glauben», so Mister Dax weiter, «dass diese Supermacht Amerika einfach zuschaut, wie China das neue Reich der Welt wird.» China habe solche Probleme aufgebaut, solche Risiken auf ganz dünne Säulen gestellt, dass es für die Vereinigten Staaten ein Leichtes sein werde, diese Säulen umzustossen.

Nun konnten wir lesen, wie US-Präsident Donald Trump - übrigens demokratisch gewählt -  mit den Chinesen einen Handelskrieg anzettelte und damit das Reich der Mitte empfindlich schwächt. Ist es das, was Mister Dax meinte? Geht es dem US-Präsidenten darum, die wirtschaftliche Macht seines Landes zu verteidigen und die schärfsten Kontrahenten zu schwächen? Mit ein bisschen Wohlwollen könnte man es meinen.

Vermutlich hat Donald Trump den Handelskrieg nicht aus machtpolitischen, sondern aus wahltaktischen Gründen angezettelt. Obschon sich die Ökonomen einig sind, dass es bei Schutzzöllen nur Verlierer gibt. Doch wenn Trump nicht auf Ökonomen hört, ist das nicht seine schlechteste Eigenschaft.

Auch die Investoren scheinen nicht auf Ökonomen zu hören. US-Aktien notieren immer noch auf Rekordhöhe, auch wenn es bei Schutzzöllen nur Verlierer geben soll. Doch die Börsenanalytiker finden immer Gründe, weshalb Aktienkurse nicht dem Lehrbuch folgen. Im vorliegenden Fall begründen sie die hohen Notierungen mit den von Trump initiierten Steuersenkungen.

Ganz anders China. Der Börsenindex «Shanghai Composite Index» büsste seit Jahresbeginn 16 Prozent ein und liegt 46 Prozent unter seinem Höchststand im Jahr 2015. Ist deshalb der Kursverlust eine Kaufgelegenheit? Schliesslich lautet ja eine bekannte Börsenregel: «Kaufe in der Baisse, verkaufe in der Hausse». Sollte man also Anteile eines chinesischen Aktienfonds kaufen? Glaubt man Mister Dax, dann eher nicht.