Etwa 2750 Milliardäre kontrollieren mittlerweile 3,5 Prozent des Reichtums auf der Welt, teilte das in Paris ansässige Global Inequality Lab am Dienstag mit. Zum Vergleich: 1995 lag der Anteil noch bei 1 Prozent. Die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung - also etwa 4 Milliarden Menschen - besitzen zusammengenommen nur etwa 2 Prozent des gesamten Vermögens der Welt.

Noch stärker als die Industriestaaten traf Corona die Entwicklungsländer, da es diesen an Impfstoffen genauso wie an finanziellen Mitteln zur Abfederung der Auswirkungen der Pandemie mangelt. Doch auch in den reichen Teilen der Welt hat sich die Kluft zwischen einzelnen Ländern vergrössert, da die Finanz- und Immobilienmärkte seit dem tiefen Einbruch im vergangenen Jahr in die Höhe geschnellt sind. 

"Schon vor der Pandemie war die Welt sehr ungleich", sagte Lucas Chancel, Co-Autor der Studie. Hintergrund sei eine Politik, die oft auf die Wirtschaftselite zugeschnitten gewesen sei in der Hoffnung, dass dies letztlich auch den Menschen weiter unten zugute kommen würde. Während der Coronakrise hätten die Milliardäre 3,6 Billionen Euro an zusätzlichem Reichtum angehäuft, während nach Schätzungen der Weltbank etwa 100 Millionen Menschen in extreme Armut abgerutscht sind.

In den meisten Teilen der Welt kontrollieren die reichsten 10 Prozent der Menschen etwa 60 Prozent bis 80 Prozent des Vermögens. Der Bericht zeigt jedoch klare regionale Unterschiede. Lateinamerika und der Nahe Osten sind die ungleichsten Regionen des Globus. Hier sind mehr als 75 Prozent des Reichtums in den Händen der obersten 10 Prozent. Russland und die afrikanischen Länder südlich der Sahara liegen nicht weit dahinter.

Fehlende Mittelschicht

Andere Schwellenländer wie Indien litten noch immer unter einer fehlenden Mittelschicht, so Chancel. "Die koloniale Ungleichheit ist durch die Ungleichheit des Marktes ersetzt worden."

Europa ist gemessen an Einkommen und Vermögen dem Bericht zufolge die gerechteste Region. Hier entfallen 19 Prozent des Gesamteinkommens auf die ärmste Bevölkerungshälfte. In der Pandemie dürften Massnahmen wie Kurzarbeitergeld und die Arbeitslosenunterstützung dazu beigetragen haben, dass sich die Kluft nicht weiter vergrössert hat.

"Die Covid-Krise hat die Ungleichheiten zwischen den sehr Wohlhabenden und dem Rest der Bevölkerung verschärft", so Chancel. "Doch in den reichen Ländern haben die staatlichen Eingriffe einen massiven Anstieg der Armut verhindert."

Der World Inequality Report 2022 basiert auf der Arbeit von mehr als 100 Forschern aus aller Welt unter der Leitung von Ökonomen der Paris School of Economics und der University of California in Berkeley. Erstmals wurde er 2018 veröffentlicht.

(Bloomberg)