Trotzdem leben viele Inderinnen und Inder so, als gebe es kein Corona mehr. Sie feiern grosse hinduistische Feste und besuchen Regionalwahlveranstaltungen, bei denen viele Leute ohne Masken und Abstand zusammenkommen. Auch ansteckendere Virusmutanten könnten eine Rolle bei der Verbreitung spielen.
Gesundheitsminister Harsh Vardhan warnte am Mittwoch auf Twitter, dass die Pandemie nicht vorüber sei. Er bat die Menschen, sich impfen zu lassen und sich an Corona-Regeln zu halten. Aus Ministeriumskreisen hiess es, dass die nächsten vier Wochen "sehr, sehr kritisch" seien.
Indien stellt selbst zwar Impfstoffe in Massenproduktion her, aber die Impfkampagne liegt hinter dem von der Regierung angestrebten Ziel zurück, bis Sommer 300 Millionen der mehr als 1,3 Milliarden Menschen im Land impfen zu lassen. Bislang wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums seit dem Impfstart im Januar 87 Millionen Dosen verabreicht. Und aus einigen Bundesstaaten kam Kritik, dass die Zentralregierung trotz der rasch steigenden Infektionszahlen bislang nur Menschen im Alter ab 45 Jahre impfen lässt.
Der Gesundheitsminister des besonders betroffenen und reichsten Bundesstaates Maharashtra sagte dem örtlichen Fernsehsender NDTV, dass Impfstoff dort bald ausgehe und er den indischen Gesundheitsminister um Nachschub gebeten habe. Etliche Impfzentren hätten schliessen müssen, weil ihnen die Impfdosen ausgegangen seien. In dem Bundesstaat wurden Shoppingzentren und Restaurants geschlossen und Firmen angewiesen, ihre Angestellten im Homeoffice arbeiten zu lassen. An anderen Orten gibt es weniger strikte Regeln.
Indien produziert Impfstoff nicht nur fürs eigenen Land, sondern auch viel für den Export. Doch angesichts der rasch steigenden Fallzahlen im Land wurde dieser eingeschränkt. Davon betroffen ist unter anderem die UN-Initiative Covax, die ärmere Länder mit Impfdosen versorgen soll./asg/DP/jha
(AWP)