Die Ausbreitung des Virus hatte sich nach Angaben der Experten auch durch die Anfang Januar begonnene Reisewelle zum laufenden chinesischen Neujahrsfest stärker als erwartet beschleunigt. Nach Schätzungen des führenden Epidemiologen Wu Zunyou vom nationalen Gesundheitsamt (CDC) dürften sich bereits bis zu 80 Prozent aller Chinesen mit dem Virus angesteckt haben - mehr als eine Milliarde.
Wurden ursprünglich zwei Infektionskurven vorhergesagt, wird jetzt vielmehr eine grössere und längere Welle erwartet, was den Druck auf Krankenhäuser noch erhöhen dürfte und eine höhere Sterblichkeit erwarten lasse, berichteten die Forscher von Airfinity. Ihre neu vorgelegten Hochrechnungen berücksichtigen Berichte, wonach einige inländische Provinzen, darunter Henan, Gansu, Qinghai und Yunnan, den Höhepunkt ihrer Infektionswelle bereits erreicht haben.
Nach fast drei Jahren hatte China vor sieben Wochen seine strikte Null-Covid-Strategie mit Lockdowns, Zwangsquarantäne und Massentests abrupt aufgegeben. Die Massnahmen konnten das Virus nicht mehr stoppen und belasteten die zweitgrösste Volkswirtschaft. Begründet wurde die völlige Lockerung mit leichteren Krankheitsverläufen durch die Omikron-Variante. Seither rollt eine grosse Infektionswelle durch das bevölkerungsreichste Land der Welt. Krankenhäuser und Krematorien sind überlastet, viele Medikamente ausverkauft.
Offizielle Zahlen über das Ausmass der Infektionen werden nicht mehr veröffentlicht. Mitte Januar meldete Chinas Gesundheitskommission, dass rund 60 000 meist ältere Menschen seit Anfang Dezember an oder mit einer Corona-Infektion gestorben seien. Ausländische Experten halten die Zahlen aber für unrealistisch./lw/DP/stk
(AWP)