Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) will die erreichten Fortschritte nicht mit Lockerungen im beginnenden Advent und an den Festtagen zunichte machen, wie Virginie Masserey, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle, am Freitag vor den Bundeshausmedien sagte.

Deshalb müsse die Bevölkerung den Advent, Weihnachten, Neujahr und die nötigen Einkäufe sorgfältig planen und kreativ werden. Die Familien sollten alternative Feierformen ins Auge fassen. Anstelle eines Familientreffens zuhause könnten sich Verwandte auch zu einem Spaziergang oder einem Apéro an der frischen Luft treffen. Auch Essen in kleinem Rahmen mit gebotenem Abstand seien möglich.

Das BAG schaltete Festtags-Tipps auf. Während der Feier rät es zu Kussverzicht und ähnlichen Massnahmen der sozialen Distanz. Zudem sei zu lüften und die Schutzmaske bei zu geringer Distanz aufzusetzen. Überhaupt sollten die Kontakte gering gehalten werden und vorzugsweise draussen stattfinden.

Wer deswegen in den Weihnachtsblues fällt, soll sich bewegen. Das stärke die Immunabwehr und hebe die Stimmung, lautet die Ermunterung des BAG.

An der Pandemie-Front habe sich der Hotspot von der West- in die Deutschschweiz verschoben, sagte Masserey weiter. Die Auslastung der Spitäler sei weiterhin hoch. In den Intensivstationen lägen etwa 500 Covid-19-Kranke, 220 Intensivbetten seien noch frei.

Der Basler Kantonsarzt Thomas Steffen, Vorstandsmitglied der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, lobt den "Schweizer Sonderweg" bei der Eindämmung des Coronavirus: "Der Slowdown hat eine Trendumkehr bewirkt, nun müssen wir dranbleiben."

Mehr Impfskeptiker

Während ein Impfstoff näher rückt, steigt die Impfskepsis in der Bevölkerung, wie die vierte Umfrage der Forschungsstelle Sotomo zu Akzeptanz und Wirksamkeit der Coronavirus-Prävention ergab. Zwischen dem 22. und 28. Oktober gaben nur noch 49 Prozent der insgesamt 1633 Befragten an, sie würden sich impfen lassen. Bei den Umfragen im März waren 60 Prozent impfbereit gewesen.

Wie sich die positiven Nachrichten verschiedener "Impfstoffkandidaten" auf die Einstellung auswirken, werde sich allerdings erst in den nächsten Befragungswellen zeigen, schreibt Sotomo.

Auch das Vertrauen sank im Verlauf der Pandemie. Erodierte zwischen Frühling und Sommer vor allem das Vertrauen in die Medien, so sahen sich zwischen Sommer und Herbst nun die Behörden mit schwindendem Vertrauen konfrontiert.

Weiter beurteilten die Befragten ihr persönliches Befinden als schlechter als im Sommer und ähnlich negativ wie im März. Es würden nun "die zunehmend ausgezehrten emotionalen Ressourcen zur Bewältigung der anhaltenden Krise" im Vordergrund stehen, so die Forschungsstelle.

Früherer Beizenschluss in Bern

Der Bund denkt nicht an eine Lockerung der Schutzmassnahmen. Und der Kanton Bern ging bereits zuvor über die nationalen Richtlinien hinaus, nun dreht er die Schraube noch weiter an: Ab Montag müssen die Restaurants ihre maximal 50 zugelassenen Gäste um 21 Uhr auf die Strasse stellen.

Das soll für zwei Wochen gelten, wie die Kantonsregierung mitteilte. In den letzten sieben Tagen sind die Fallzahlen im Kanton Bern nicht weiter zurückgegangen. Im Tessin dagegen beginnt der Anteil positiver Coronavirus-Tests zu sinken.

Die Regierung des Kantons Zürich verlängerte die bestehenden Massnahmen bis Ende des Jahres. Neue Massnahmen gibt es im bevölkerungsreichsten Kanton nicht. Im Kanton Jura öffnen die Restaurants am 10. Dezember und die Kulturstätten am 17. Dezember wieder.

4300 neue Fälle

In der Schweiz und in Liechtenstein sind dem BAG innerhalb von 24 Stunden bis Freitagmorgen 4312 neue Coronavirus-Ansteckungen gemeldet worden. Zudem registrierte das BAG 141 Todesfälle und 209 Spital-Einweisungen.

Die Positivitätsrate für die vergangenen zwei Wochen betrug bei den herkömmlichen Tests 20,7 Prozent und bei den Schnelltests 18,4 Prozent. Im gleichen Zeitraum wurden pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner 670,4 laborbestätigte Coronavirus-Infektionen gemeldet.

(AWP)