Rund 300 Angehörige des Spitalbataillons 5 der Armee rücken wegen der Coronavirus-Pandemie am Montag für Hilfseinsätze in den Kantonen ein. Fünf Kantone haben mittlerweile um Unterstützung durch die Armeeangehörigen gebeten.

Am Montagvormittag lagen Anfragen der Kantone Tessin, Graubünden, der beiden Basel und Thurgau vor, wie Armeesprecher Daniel Reist auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Diese Gesuche würden nun bearbeitet. Die Lage ändere sich von Minute zu Minute.

Die Armeeangehörigen des Spitalbataillons 5 rücken am Montag in die Innerschweiz ein und werden dann gemäss den angemeldeten Bedürfnissen auf die Einsatzorte verteilt, wie Reist sagte. Damit die Armeeangehörigen Hilfe leisten könnten, brauche es Anfragen der Kantone.

Nach Angaben von Reist arbeiten rund zehn Prozent der mit dem Spitalbataillon 5 eingerückten Armeeangehörigen selbst in Einrichtungen des Gesundheitswesens. Die Armeeführung habe verfügt, dass sie einrücken und bei der Ausbildung helfen müssten, dann aber auf Gesuch ihrer Arbeitgeber nach Hause zurückkehren könnten.

Die Schweizer Armee verfügt über insgesamt vier Spitalbataillone. Ob nach dem Spitalbataillon 5 noch weitere aufgeboten werden, war laut Reist am Vormittag noch offen. Bereits im Einsatz ist die Armee wegen der Coronavirus-Pandemie mit gut zwei Dutzend Personen im Tessin.

Der Kanton Genf hat am Montagmorgen im Kampf gegen die Coronavirus-Epidemie die Notlage ausgerufen. Wie die Kantonsregierung mitteilte, müssen Restaurants und Geschäfte ab 18 Uhr schliessen. Ausgenommen sind Geschäfte, die der Grundversorgung dienen.

Kontrollen an Grenze

Deutschland hat an den Grenzen nach Österreich, die Schweiz, Frankreich, Luxemburg und Dänemark am Montagmorgen um acht Uhr mit den geplanten Kontrollen begonnen. Dadurch soll eine rasante Ausbreitung des Virus verhindert und die Zahl der Infizierten und Toten kleingehalten werden.

Reisende ohne triftigen Grund dürfen daher nicht mehr nach Deutschland einreisen, wie ein Sprecher der deutschen Bundespolizei mitteilte. Der Warenverkehr und Berufspendler seien davon aber nicht betroffen.

Das Spital des Kantons Jura (H-JU) ruft die Grenzgänger unter seinem Personal auf, sich wegen des Coronavirus vorübergehend eine Unterkunft im Kanton Jura oder in der übrigen Schweiz zu suchen. Ziel sei es, Zeitverluste bei Zollkontrollen zu vermeiden.

Inserat der Detailhändler

Ende letzter Woche haben Kunden aus Angst vor Versorgungsengpässen wiederholt die Gestelle in den Filialen der Grossverteiler leergekauft. Nun fordern die Schweizer Lebensmittelhändler die Kunden gemeinsam dazu auf, von Hamsterkäufen abzusehen.

In einem Inserat halten die Detailhändler fest, dass die Landesversorgung nachhaltig gesichert sei und genug Lebensmittel und Bedarfsgüter für alle verfügbar seien. Sie arbeiteten eng mit den Bundesbehörden und den Zulieferern zusammen und würden auch die Geschäfte noch häufiger beliefern, um sicherzustellen, dass die Gestelle schnell nachgefüllt werden. "Hamsterkäufe sind absolut unnötig", heisst es.

Geschaltet wurde das Inserat von allen namhaften Lebensmittelhändlern der Schweiz, das heisst Coop, Migros, Aldi, Lidl, Spar, Denner, Manor und Volg. Erschienen ist das Inserat am Montag im "Blick", in den kommenden Tagen soll es aber laut Auskunft des Branchenverbands Swiss Retail Federation noch in weiteren Medien erscheinen.

Im Schreiben appellieren die Händler zudem an die Solidarität ihrer Kunden: Wer mehr als nötig kaufe und Hamsterkäufe tätige, sorge möglicherweise dafür, dass andere leer ausgingen. Zudem würden dadurch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - in einer sonst schon sehr herausfordernden Zeit - über Gebühr strapaziert.

Migros schliesst Fitnesscenter

Wegen der Gefahr einer Corona-Infektion schliessen die Migros-Genossenschaften Aare, Luzern und Zürich ihre Fitnesscenter. Die Center bleiben bis mindestens 30. April geschlossen, wie die Migros am Montag twitterte.

In den Kantonen Graubünden, Tessin, Waadt, Basel und Wallis wurden die Fitnesscenter bereits zu einem früheren Zeitpunkt geschlossen. Auch das Bernaqua und der Säntispark St.Gallen sind bereits zu.

Parlamentsgeschäfte "eingefroren"

Die eidgenössischen Räte haben die Behandlung wichtiger Dossiers unterbrechen müssen. Diese und alle weiteren Geschäfte sind gemäss den Parlamentsdiensten nun "eingefroren". Wie es in den kommenden Wochen und Monaten weitergeht, ist noch nicht geklärt.

Die Fristen, welche Parlamentsgesetz und Ratsreglemente vorsehen, seien Ordnungsfristen, "die problemlos aufgrund der Situation verlängert werden können", teilten die Parlamentsdienste am Montag auf Anfrage mit.

Bibliotheken ohne Empfehlung

Ob die Stadt- und Gemeindebibliotheken wegen des Coronavirus schliessen müssen, hängt von den Weisungen ihres Standortkantons ab. Einzelne Bibliotheken haben Lösungen entwickelt, damit die Menschen dennoch an Lesestoff kommen.

Eine Empfehlung zur Frage, ob eine Schliessung angezeigt sei oder nicht, habe der Vorstand von Bibliosuisse mangels Kompetenzen und Zuständigkeit nicht beschlossen, sagte Geschäftsführer Hans Ulrich Locher am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Rotkreuz-App

Die Solidarität und die Bereitschaft zu nachbarschaftlicher Hilfe ist gross in der aktuellen Krise. Das Rote Kreuz (SRK) und der Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) stellen eine App zur Koordination der Einsätze zur Verfügung.

Die App "Five up" sei für die Koordination von Freiwilligenarbeit entwickelt worden, schreiben die Organisationen in einer Mitteilung vom Montag. Auf dieser lassen sich geschlossene Gruppen erstellen, um die Hilfe im nahen Umfeld leichter zu koordinieren.

Im Gegensatz zu Gruppen auf WhatsApp und Facebook ist direkt sichtbar, wo es noch Hilfe braucht und wo sich bereits Personen gemeldet haben. Zudem gelangten die Daten nicht an die IT-Giganten und würden nicht an Dritte verkauft, heisst es in der Mitteilung.

Seit letzter Woche ist die Plattform hilf-jetzt.ch online, auf der sich Tausende in WhatsApp-Gruppen zusammenschliessen, um in ihrer Gegend oder im Quartier zu helfen.

(AWP)