Robert Shiller (75) hat den Nobelpreis erhalten, für seine wissenschaftlichen Arbeiten über die Bewertung von Aktienkursen. Er hat schon den Dotcom-Crash zur Jahrtausendwende richtig vorhergesagt und auch die Finanzkrise im Jahr 2007. Vor dem Dotcom-Crash schrieb er ein Buch, das auf Deutsch unter dem Titel "Irrationaler Überschwang" veröffentlicht wurde.

Der Ökonom Shiller sagt gegenüber dem deutschen Handelsblatt: "Die Börsen könnten um bis zu 50 Prozent einbrechen." Alle wichtigen Indikatoren würden dafür sprechen, dass die Märkte stark überbewertet seien. Eine grosse Gefahr sieht er in der Inflation. Seit 2021 ist sie in den USA von 1,4 auf 7 Prozent gestiegen. Am Montag hatten die Aktienkurse weltweit deutlich nachgegeben.

Inflationsgefahr und Schreckgespenst Stagflation

Eine weitere grosse Gefahr sieht er im Nationalismus und im Kampf zwischen China und den USA. Wenn die USA wieder vermehrt die Produktion in ihr Land zurückholen, werden die Verbraucherpreise weiter steigen. Das heizt die Inflation weiter an. Deswegen könnten Arbeitnehmer einen Lohnausgleich verlangen, was eine klassische Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen könnte. So könnte es gemäss Shiller sogar zu einer Stagflation kommen, also hohen Inflationsraten bei schwachen Wachstumsraten.

Kritisch sieht Shiller auch die Spaltung der USA. Er unterstützt Biden, aber sagt: «Biden könnte zwar die Polarisierung im Land beseitigen, aber ich fürchte, er wird nicht die Gelegenheit dazu bekommen. Eine Amtszeit reicht nicht, um die tiefgreifenden Probleme der amerikanischen Gesellschaft zu lösen. Eine zweite wird er wohl nicht bekommen.» Die Wiederwahl würde ihm unter anderem hohe Inflationsraten erschweren, die ihm angelastet würden. 

Dieser Artikel erschien zuerst bei handelszeitung.ch mit dem Titel: "Ökonomie-Nobelpreisträger warnt vor Börsencrash".