Die Meldung erreicht uns am Donnerstagmorgen. Walter Kielholz, Verwaltungsratspräsident der Swiss Re, tritt bei der Credit Suisse als Verwaltungsrat ab. Damit endet, zumindest offiziell, eine lange Verflechtung des Zürcher Finanzmannes mit beiden Unternehmen. Bisweilen führte Kielholz die Swiss Re und die Credit Suisse im Alleingang. Kielholz ist (oder war) für die einen so etwas wie der verkörperte "Spin Doctor" des Zürcher Finanzplatzes. Andere würden sagen: Er ist der verkörperte Filz.
Sicher ist: Kielholz ist ein abschreckendes Beispiel für diejenigen, die eine zeitgemässe Auffassung von Unternehmenskontrolle und Governance vertreten. Denn die Kritik an zu engen Verflechtungen zwischen Unternehmen, das heisst zum Beispiel die Einsitznahme eines CEO im Verwaltungsrat einer branchenfremdem Firma, verschärfte sich in der Finanzkrise.
Bereits beim Grounding der Swissair war die Verfilzung der Schweizer Wirtschaftelite ein nationales Thema. Das "Old-Boys-Network" der Wirtschaftsführer geriet unter massiven Druck, das Misstrauen der Bevölkerung stieg. Daher wurden die Corporate-Governance-Regeln in den letzten Jahren mehr und mehr verschärft.
Doch gestorben ist das Modell nicht, im Gegenteil. Vor einem Monat wurde bekannt, dass Roche-VR-Präsident Christoph Franz, noch nicht mal im Amt, zusätzlich Verwaltungsrat der Zurich Insurance Group wird. Damit nicht genug: Verwaltungsrats-Nachfolger von Kielholz bei der Credit Suisse soll Severin Schwan werden, wie am Donnerstag bekannt wurde. Auch er ist hauptberuflich beim Pharmariesen tätig, und zwar als CEO.
Nun darf es nicht überraschen, dass Roche seine Top-Exponenten in andere Firmen-VR schickt und selber solche Ämtli für zugewandte Chefs anderer Firmen bereithält. Das Quartett Roche-Nestlé-Credit Suisse-Zurich besetzt sich seit Jahrzehnten gegenseitig Top-Posten. Paradebeispiel ist Fritz Gerber, der Roche und Zurich zeitgleich als CEO vorstand. Nestlé-Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck ist Roche-Verwaltungsrat und ist noch bis diesen Frühling Verwaltungsrat der CS, Ex-Kreditanstalt-König Rainer E. Gut war Nestlé-Präsident.
Die Problemfelder, die sich bei solchen Verflechtungen auftun, sind nicht neu: Gefahr und Vorwürfe von Vetternwirtschaft, mögliche Interessenkonflikte, und vor allem: mangelnde Wahrnehmung der Kontrollpflichten, weil man sich ja kennt. In Deutschland heisst der Verwaltungsrat nicht umsonst Aufsichtsrat.
Offenbar hat man den Postentausch bei den vier Schweizer Grosskonzernen nie ernsthaft hinterfragt.