Die Fed erklärte am Mittwoch nach der geldpolitischen Sitzung, es werde bald angebracht sein, den Leitzins zu erhöhen. Einstweilen beliess sie ihn noch in der Spanne von null bis 0,25 Prozent. Ökonomen sagten in ersten Reaktionen:

THOMAS ALTMANN, QC PARTNERS:

"Die Fed läutet die Zinswende offiziell ein. Die grossen Überraschungen bleiben aus. Noch bis Anfang März ist die Fed als Käufer von Staats- und Hypothekenanleihen aktiv. Dann ist endgültig Schluss mit der ultralockeren Geldpolitik. Zuerst wird die Fed im März den Leitzins nach dann exakt zwei Jahren nahe der Null anheben. Im weiteren Jahresverlauf wird sie dann mit der Reduzierung ihrer Bilanzsumme beginnen. Das heisst, die Fed wird die Rückzahlungen aus den im Rahmen des Kaufprogrammes erworbenen Anleihen nicht mehr vollständig reinvestieren. Damit kombiniert sie – wie erwartet – zwei Maßnahmen, die gleichzeitig auf die kurz- und auf die langfristigen Zinsen wirken sollen.

Die Börsen zeigen sich vom Fed-Statement wenig überrascht und wenig beeindruckt. Alles, was die Fed heute formell und offiziell kommuniziert hat, war bereits erwartet und in den Kursen eingepreist. Genau wie vor der Zinssitzung erwarten die Börsianer auch nach der heutigen Zinssitzung vier Zinsschritte von jeweils 0,25 Prozent. Die entscheidende Nachricht für die Märkte lautet: Die Fed strafft ihre Geldpolitik, aber eben nicht schneller und nicht stärker als erwartet."

FRIEDRICH HEINEMANN, ZEW:

"Die Fed ist vielleicht in der schwierigsten Lage seit den 1970er-Jahren. Die hohe Zahl der freiwilligen Kündigungen von Arbeitnehmer/innen zeigt, dass der US-Arbeitsmarkt auf Vollbeschäftigung und anhaltende Lohanstiege im Wettbewerb um Arbeitskräfte zusteuert. Das Argument, dass der derzeitige Inflationsanstieg vorübergehend sei, findet unter US-Ökonomen kaum noch Unterstützung. Mit einigen wenigen Zinserhöhungen ist es nicht mehr getan, weil der Realzins derzeit aufgrund der hohen Inflationsrate sehr stark negativ ist. Eigentlich gibt die Fed also immer noch Vollgas, obwohl sie schon längst bremsen müsste. Natürlich besteht die Angst vor einer harten Landung mit Aktien-Crash und globaler Finanzkrise. Diese Angst darf die Fed nicht lähmen. Denn wenn die Inflationserwartungen erst einmal dauerhaft steigen, wird alles noch schwieriger."

BASTIAN HEPPERLE, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:

"Die US-Notenbank sendet ein klares Signal für eine baldige Leitzinserhöhung. Durch das zügigere Tapering-Ende Anfang März wird der Startschuss auf der März-Sitzung fallen. Bis Ende dieses Jahres folgen wohl noch drei weitere Zinsanhebungen. Ab spätestens Herbst wird die Bilanz geschrumpft. Auch wenn es Schlag auf Schlag vorangeht, verbleibt noch für lange Zeit viel Liquidität im Finanzsystem. Der Kurs der US-Geldpolitik ist insofern weiterhin äusserst expansiv ausgerichtet."

ELMAR VÖLKER, LBBW:

"Die Anzeichen werden zunehmend deutlicher, dass die Nullzinspolitik in den USA bald ein Ende hat. Der weiter angestiegene Preisdruck in der US-Wirtschaft und der zunehmend angespannte Arbeitsmarkt erlauben es der Fed nicht, zwischen dem Abschluss des Taperings und dem Einleiten einer Leitzinswende noch weitere Zeit verstreichen zu lassen. Daher dürfte die erste Zinsanhebung seit Ausbruch der Coronakrise nun auf der nächsten Sitzung Mitte März auf der Agenda stehen. Wir rechnen mit einem Aufschlag von 25 Basispunkten, wobei bis Jahresende drei weitere Schritte im Quartalsrhythmus folgen sollten.

Ein Risiko, dass es sogar noch schneller nach oben geht, ist nicht von der Hand zu weisen, falls die Bedrohlichkeit der Inflationsaussichten weiter zunehmen sollte. Die Fed dürfte jedoch weiterhin bemüht sein, eine überstürzte Straffung der Geldpolitik und den hiermit verbundenen Anschein von Panik zu vermeiden, da sie einen durch scharfe Finanzmarktkorrekturen ausgelösten Konjunkturrückschlag fürchtet. Gegen ein noch hastigeres Hochschrauben der Leitzinsen spricht derzeit zudem die Tatsache, dass die langfristigen Inflationserwartungen von Finanzmarktakteuren und Verbrauchern in den USA noch recht solide verankert scheinen."

(Reuters)