Die am Mittwoch veröffentlichten Juli-Protokolle der US-Notenbank Fed zeigen, dass das Ausmass der Anleihenkäufe durch die Zentralbank noch dieses Jahr reduziert werden soll. Dieser Prozess wird gemeinhin als "Tapering" bezeichnet. Demnach könnte die Fed die geldpolitischen Zügel rascher als erwartet anziehen und bereits bei der Zinssitzung im September erste Massnahmen ankündigen.

Die Quittung folgte bereits am Donnerstag: Die meisten Aktienmärkte erlitten deutliche Kursverluste. Denn die ultralockere Geldpolitik gab den Börsen in der Corona-Pandemie sehr gute Unterstützung. Der Swiss Market Index verlor am Donnerstag zweitweise soviel an einem Tag wie seit Ende Januar nicht mehr.

Mit Unbehagen denken wohl viele Börsianer an den Mai 2013 zurück, als der damalige Fed-Chef Ben Bernanke völlig überraschend die Idee einer schrittweisen Eindämmung der Geldflut ansprach. Beim sogenannten "Taper Tantrum" von damals gingen die Bondrenditen durch die Decke und lagen im Spätsommer bei drei Prozent, an den Aktienmärkten kam es zu Turbulenzen. 

"Es ist nun ganz klar ein starker Gegenwind für die Aktienmärkte", urteilt Lars Kalbreier, Anlagechef Private Banking bei der Bank Edmond de Rothschild, im cash-Börsen-Talk. Laut Kalbreier kommt zum Gegenwind der Notenbanken hinzu, dass der Höhepunkt beim Wirtschaftswachstum auch im Westen durchschritten sei - 2022 werde sich dieses deutlich verlangsamen.

Die Erholung sei bei den konjunktursensitiven, zyklischen Titeln schon im Preis drin, so Kalbreier. Zudem seien die Bewertungen dort schon ziemlich hoch. "Das sind Sektoren, die wir reduzieren."

Bei zyklischen Titeln bieten sich Gewinnmitnahmen an

Diversifikation, in der auch Gold seinen festen Platz hat, ist für den Anlagechef bei der Bank Edmond de Rothschild das effektivste Mittel gegen die volatiler werdende Marktlage. Doch auch der defensive Schweizer Aktienmarkt bietet einen gewissen Schutz, da er sich in diesem Umfeld "gut behaupten" kann.

Doch auch Kalbreier sieht Sektoren, wo sich auch jetzt noch Investitionen lohnen. Dabei denkt der Experte an die Telemedizin im Gesundheitsbereich und die Technologisierung der Landwirtschaft. Diese würden von übergeordneten und langfristigen Trends profitieren.

Die Aufmerksamkeit richtet sich an den Märkten nun auf die jährliche Fed-Konferenz in Jackson Hole kommende Woche. Doch allzu viel Hoffnung auf eine zurückhaltende Fed sollten Anlegerinnen und Anleger nicht haben. Für Lars Kalbreier ist das Zurückfahren der Anleihekäufe nur der erste Schritt, danach werden die Notenbanker versuchen, die Zinsen wieder nach oben zu bringen.

Wird die Inflation weiter hoch bleiben und welche Anlageklassen würden davon profitieren? Welche Gefahren laueren für die Aktienmärkte von der Delta-Variante des Coronavirus? Diese Fragen beantwortet Lars Kalbreier im cash-Börsen-Talk. Zum Video geht es hier.

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